Lonely Hearts Killers

Drama, USA 2006, 108 min

Willkommen im Club der einsamen Herzen. Hier kann jeder Mitglied werden. Man muss ja nicht gleich Kerzen aufstellen und sich mit geöffneten Pulsadern in die Wanne legen wie die Ehefrau von Elmer Robinson. Der nachdenkliche Detective (niemand schweigt so beredt wie John Travolta) hatte schon einige Leichen in seiner Kartei und manches gesehen, doch seit er diesen Tatort, sein eigenes Badezimmer, besichtigt hatte, war irgend etwas in ihm zerbrochen. Er ging nicht mehr vor die Tür, schob Dienst nach Vorschrift und versteckte sich hinter seinem Schreibtisch. Sein einsames Herz fand Trost bei der blonden Kollegin Rene, zwischen ihrem Bett und seinen Akten drehte er einsam seine Runden. Bis ihn der Mord an einer jungen Frau aus seiner Versenkung reißt. Zu sehr erinnert alles an den Tod der eigenen Frau, die Wanne, das Blut und die Verzweiflung. Und aus purer Wut, vielleicht aus Hilflosigkeit erwacht der Jäger in Elmer. Hätte ein gewisser Ray Fernandez davon gewusst, er wäre von der Bildfläche verschwunden, hätte mindestens drei Bundesstaaten zwischen sich und diesen Elmer Robinson gebracht. Egal was er noch getan hätte, jedenfalls wäre er so nicht auf dem elektrischen Stuhl gelandet. Doch auch Rays Herz war ein einsamer Jäger und er hatte das Fallen stellen zu seiner Profession erhoben. Ray Fernandez war hinter Frauen her. Und während sich der Teufel mit deren Seelen begnügt hätte, suchte Ray sie auszurauben bis auf's, und auszunutzen bis unter's Hemd. Er war ein schmieriger, kleiner Lüstling und doch hätte alles glatt gehen können. Auch die Tote in der Wanne wäre nur eine verzweifelte Schwangere gewesen. Was kann er denn dafür, dass die Weiber alles immer gleich so ernst nehmen? Bei seinem nächsten Opfer Martha, in die er sich unglücklicherweise verliebt, läuft von Anfang an alles schief. Ihr Leben lang ist sie von solchen Typen ausgezogen, vergewaltigt und prostituiert worden. Ihr braucht man nicht mit billigen Blümchen und abgestandenen Versprechen zu kommen. Sie hat Größeres vor und sieht ganz andere Möglichkeiten. Zu zweit als „Bruder und Schwester“ unterwegs, landen die beiden mehrere Volltreffer, und Elmer Robinson bekommt neue Leichen auf seinen Tisch. Denn Martha erträgt das Geturtel mit den Damen nur sehr schwer und geht in ihrer Rolle als eifersüchtige Schwester regelmäßig zu weit, sie erschlägt die Kundschaft. Das bedeutet auch für sie „den Stuhl“, weil Elmer und sein Partner Charles (niemandem stehen gestreifte Hosenträger und Jugenstilkrawatte so gut wie James Gandolfini) ihnen zu diesem Zeitpunkt bereits dicht auf den Fersen sind. Vom Jäger zum Gejagten. Bis Ray und Martha, die beiden Witwentröster, am 8. März 1951 im Gefängnis Sing Sing hingerichtet werden, wird zwar noch einige Zeit vergehen, das nimmt dem Film jedoch keineswegs die Spannung. Mag sein, dass das Finale dieser „wahren Hetzjagd“ nach den „Honeymoon-Killers“ weniger spektakulär und rasant war, und Ray genauso wenig ein Modellathlet, wie Martha eine derart berauschende Schönheit gewesen ist. Doch das sei durchaus erlaubt beim Debüt eines Regisseurs. Noch dazu, wenn er der echte Enkel des echten Elmer Robinson ist. C. Fredo
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