Junebug

Drama, USA 2004, 106 min

Madeleine ist eine erfolgreiche Galeriebesitzerin in Chicago, wo gerade naive Maler angesagt sind. Sie hat den Bogen raus und weiß, wie man diese Bilder richtig verkauft. Und dass man die echte Schönheit nur auf dem Lande findet. Stadtmenschen benutzen nicht diese Farben, kennen nicht solche Formen. Kein Wunder also, wenn sich ein entflohener Hillbilly Namens George, aus North Carolina stammend, in sie und in ihre Bilder verliebt. Die Bilder machen ihn fröhlich und Madeleine macht ihn glücklich. Und vollständig. Denn obwohl er bereits seit drei Jahren den heimatlichen Hühnerstall meidet, hat er die ewig nörgelnden Fragen seiner lieben Mutter noch im Kopf. Ja Mom. Endlich hat auch er ein nettes Mädchen kennengelernt und heiratet sie, um ganz sicher zu gehen. Nun muss er sie bloß noch allen zeigen. Also nutzen beide die Gelegenheit einer Geschäftsreise in den Süden, um bei seinen Eltern vorbei zu fahren und alle miteinander bekannt zu machen. Kaum angekommen und die ersten verstohlenen Blicke gewechselt, muss Madeleine ihre ganze Cleverness aufbieten, um am elterlichen Küchentisch bestehen zu können. Zwar wurde sie in Japan geboren und ist als Kind eines Diplomatenehepaares viel herumgereist, doch hier muss sie wieder völlig bei Null anfangen. Im Grunde hat sie keine echte Chance und egal, was sie versucht, sie landet wie ein Junikäfer auf dem Rücken. Als erstes setzt sie das Plappermaul ihrer naiven Schwägerin komplett außer Gefecht, als sie ihr verrät, wo sie geboren ist. Himmel - was kann die schwatzen. (Und Amy Adams hätte den Oscar für ihre liebenswerte Schwerstarbeit wahrlich verdient). Während Ashley also ihre Geschütze in Stellung bringt und mit all ihrer überschüssigen Herzensgüte belädt, wird die neue Tochter argwöhnisch von Georges Mama Peg beobachtet. Als Verwandte findet sie Madeleine nett, weil sie jetzt zur Familie gehört. Als Schwiegertochter ist sie „viel zu schön“, na ja und als Frau ist sie irgendwie seltsam. Derartig attraktiven, schrecklich klugen und dabei so dünnen Frauen könne man nicht über den Weg trauen. Georges Bruder Johnny, der gerade im Begriff ist, Vater zu werden und mit der hochschwangeren Ashley unterm elterlichen Dach wohnt, fühlt sich gar von Madeleine angemacht. Oh, diese verdammten Hinterwäldler, liebster George, komm und hilf ! Aber George hält sich schön abseits, denn mit seinem Bruder hat er schon lange nicht mehr gut Kirschen gegessen. Und so wird Madeleine herumgereicht und George wird wohlwollend die Wange getätschelt, 'fein gemacht - ich wusste, dass du es mal zu etwas bringst'. Das einzig Beruhigende ist wohl, dass man seine Familie nicht gleich am ersten Tag mögen muss. Und es mehr als hundert Meilen bis nach Chicago sind. Oh hoppla, und das denken sicher nicht nur die Städter von den Dörflern, sondern auch umgekehrt. So ist eben ihre Art, was will man machen. Gott liebt dich so, wie du bist, und Verwandtschaft hat man eben. So ist die Welt. Doch muss man nicht im selben Hause wohnen. Wer das beachtet, kann verreisen und seine Familie besuchen. Falls er sich wieder einmal familiär fühlen sollte. Oder die Stadt mit ihren Schreihälsen eintauschen möchte gegen eine Wiese voller Junikäfer.
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