Die Herbstzeitlosen

Drama, Schweiz 2006, 90 min

Niemand wird je erfahren, wie die Sache wohl ausgegangen wäre, wenn die vier alten Mädchen einen Gemüsehandel, Fahrradladen oder eine Stützstrumpf-Boutique aufgemacht hätten. Ihr Leben wäre sicher langweilig und geruhsam weitergegangen, sie hätten nicht das ganze Dorf gegen sich aufgebracht, den Pfarrer genausowenig wie die Vertreter der ortsansässigen Volkspartei. Und sie hätten selber nie begriffen, welch einen Heidenspaß es machen kann, mit 65 Jahren ein Dessous-Geschäft zu eröffnen. Wohlgemerkt, ein Dessous-Geschäft mit selbstentworfenen, -geschneiderten und -getragenen Dessous. Martha und ihre drei Freundinnen sind entzückt. Solch ein Tante-Emma-Laden ist nach ihrem Geschmack, die Kundschaft so erlesen, und man grüßt sich doch gleich ganz anders, wenn man einander auf der Straße „in Seide“ begegnet. Aber ganz so einfach, flink und problemlos geht das natürlich nicht. Zunächst muss Martha ihre Bridge-Runde (im Emmental man nennt es Jassen) erst einmal gehörig auf Trab bringen. Lisi und Frieda und Hanni haben sich ihren Ruhestand gemütlich eingerichtet. Zu gemütlich, findet die frisch Verwitwete. Ein Internetkurs klingt für sie schon wie das Basislager des Mount Everest. Selbst die gemeinsame Fahrt nach Bern stellt die vier Rentnerinnen vor unzählige Abenteuer, dabei sollten sie bloß Stoff für eine neue Vereinsfahne besorgen. Und dann erblickt Martha das Schaufenster einer Lingerie-Boutique und erinnert sich ihres Jugendtraumes. Geschwind lassen die vier Damen den Verein samt Fahne fahren und greifen nach dem verrückten Plan, im Dorf einen solchen Laden zu eröffnen. Angeführt von der charmanten Oma Glasner, spielen hier vier alte Schachteln durch den Herbst ihres Schauspiel-Lebens, so herzerfrischend und quicklebendig, als seien sie mit den titelgebenden, lilienartigen Zeitlosengewächsen in direkter Linie verwandt. Blühend bis zum ersten Schnee, erzählen sie von einer ganz wichtigen Erkenntnis, nach der das Leben mit Eintritt ins Rentenalter nicht aufhört. Sie geben auch dem alten Affen neuen Zucker und treiben allerlei Dinge, nur so zum Spaß und weil sie jetzt einfach die Zeit dazu haben. Hanni macht zum Beispiel endlich ihren Führerschein, Frieda erkundet das Internet und sorgt somit für neue Absatzmärkte. Ganz nebenbei benötigt sie neuerdings auch persönlich ein paar von den reizenden Spitzenhöschen. Doch bald steht im Kampf um die Schein-Moral eine neue Schlacht an, die es zu gewinnen gilt. Pfarrer Walther, welcher ausgerechnet Marthas Sohn und selber nicht ganz bibelfest ist, hat sich mit den „weltlichen Mächten“ zusammengetan und versucht nun mit aller Macht, den Laden in ein Bibel-Gemeinde-Zentrum umzuwandeln. BHs und Mieder landen in der Altkleidersammlung und obendrein steht ein großes Dorffest an, mit vielen Gästen und mit Jahrmarkt. Bis dahin muss der sündige Laden geschlossen sein…