Die Hochstapler

Dokumentation, Deutschland 2006, 87 min

Von diesem Doku-Feature geht ein eigenwilliger Reiz aus, denn schließlich macht es einen Heidenspaß, den vier notorischen Betrügern gegenüber zu sitzen und ihren unglaublichen Geschichten zu lauschen. Falls man nicht zu den armen Schweinen gehört, die von ihnen über den Tisch gezogen worden sind. Torsten, Mark, Peter und Jürgen sind allesamt mehrfach verurteilte Betrüger, die sich bei zwei Fällen in Sicherheitsverwahrung befinden. Jeder von ihnen hätte ohne weiteres Leonardo DiCaprios Part übernehmen können, als der von Tom Hanks durch die Weltgeschichte gejagt wurde. Doch vermutlich saßen sie zu der Zeit selbst irgendwo im Flugzeug nach Südafrika, im Außenministerium oder im Knast. Sie haben Immobilien verkauft, die ihnen nicht gehörten und als die weggingen wie geschnitten Brot, packten sie noch welche dazu, die überhaupt nicht existierten. Sie haben eine Top-Secret-NATO-Sicherheitskonferenz nach Mecklenburg-Vorpommern verlegt, um eine ganze Stadt auf den Kopf zu stellen. Oder haben pünktlich zur Jahrtausendwende die 5.000.000-Dollar Party auf dem Mond vertickt, inklusive Champagner schwerelos und Live Übertragung zu den ganzen Erd-Normalos, die „unten feiern“. Auch wenn man es letztlich schwer glauben kann, gehören falsche Ärzte, sechsstellige Bank-Überweisungen oder eigene Flugzeuge zum täglichen Handwerkszeug. „Man muss seine Geschichte nur einfach genug und logisch erzählen…“, erklärt Mark und legt den Grundstein zu der Vermutung, dass die Welt schlichtweg betrogen sein will. Und am meisten macht es Spaß, wenn man einen Firmenboss mit dessen eigenem Geld übers Ohr hauen kann. Das klingt unglaublich wie Münchhausen und das ist es auch. Genauso wie es nach Eulenspiegels Augen öffnender Erziehung klingt und doch sind es am Ende einfach nur skrupellose Betrügereien, die allesamt vor dem Richter enden. Regisseur Alexander Adolph hat mindestens genausoviel Energie und Cleverness in das Projekt investieren müssen, um jene Vier aus mehreren Hundert zu finden, die überhaupt den Mut und Willen zu derartigen Offenbahrungen hatten. Und während man sich noch wundert, wieso es den Anschein hat, dass der Zufall mit Mark, Peter, Torsten oder Jürgen eine (cineastisch betrachtet) recht glückliche Auswahl getroffen hat, schwatzen sie sich vor laufender Kamera bereits wieder um Kopf und Kragen. Und tun, was sie am besten können, sie reden uns riesige Luftschlösser in den Bauch. Das kann jeder in dieser Branche. Hochstapler sind die geborenen Schauspieler.

Buch: Alexander Adolph

Regie: Alexander Adolph

Kamera: Susanne Schüle, Estella Sanz

Musik: Dieter Schleip

Produktion: BR, Nicole Leykauf, Silvia Koller, Maike Beba

Bundesstart: 26.04.2007

Start in Dresden: 26.04.2007