Schwedisch für Fortgeschrittene

Komödie, Schweden 2006, 102 min

Was gibt es um vier Uhr morgens für zwei tequilla-getränkte, mittelalterliche Fregatten Schöneres, als lauthals »Heartbreak Hotel« grölend auf ein Riff zu laufen. Ein blau-weiß-gestreiftes Riff, an dem Polizei dransteht. Gudrun und Lisa sind seit kurzem die dicksten Freundinnen, was Parkplatzsuche, Genitalhygiene und Tanzbodenbereinigung angeht und was in ihrem Alter auch gemeinsames Fitnesstraining, Shopping und erweiterte Sexualkunde mit einschließt. Innerhalb von zwei Tagen waren sich die verwitwete Politesse und die in Trennung lebende Gynäkologin gleich mehrfach über den Weg gelaufen. Beruflich quasi, wobei die Genugtuung auf Lisas Seite war, als diese blöde Politessen-Zicke auf ihrem Stuhl lag und die Beine breit machen sollte. Hätte sie den Strafzettel nicht bereits zerknöllt, wer weiß, wer weiß. Stattdessen beschließen die beiden, als sie sich in Lisas Stammspelunke erneut begegnen, endlich mal gemeinsam einen zu picheln. Etliche Gläser später liegt ganz klar ein neuer Kurs an; Let’s have some fun, was sollen Witwen und Einsame sonst anfangen? Aber ja doch, die Sau gehört frei gelassen und die Segel gesetzt. Männer sind schließlich auch nur Schweine. Lisa ihrer geht gerade wieder in einem fremden Stall rumebern. Schnell ist Gudrun von ihrer prüden Zurückhaltung geheilt, naja, mit fünfundvierzig ist frau halt ein wenig aus der Übung. Nach zwanzig Jahren im Ehehafen kommt sich da manche Schaluppe vor wie bei der Jungfernfahrt. Mit Lisas Hilfe-Stellungen und ein paar steifen Brisen aus der Tequillaflasche nimmt Gudrun langsam Fahrt auf und spürt bald, dass sie zum zweiten Mal im Leben erlöst werden will. Eine wilde Orgie folgt der nächsten, wobei die Kerle allenfalls zum Abstützen anlegen dürfen, wenn am Tresen zu starker Seegang herrscht. Abgeschleppt wird nix mehr. Wozu gibt’s denn den kleinen elektrischen Freund? Der furzt nicht rum, kommt nicht zu früh und macht auch sonst keine Wellen. Jeder Typ, der den beiden fortan vor den Bug kommt, wird eiskalt gebrandschatzt. Gefangene werden keine gemacht, nicht mehr in diesem Leben ! Es sei denn, sie laufen um vier Uhr morgens direkt einer Polizeistreife vor die Füße. Zwei süße Polizisten als One-Night-Stand, moment mal, hier sollten wir beidrehen. Es könnte sich durchaus lohnen, nochmal die Enterhaken rauszuholen. Männer ahoi, wir segeln weiter, ruft Gudrun und kotzt in den Streifenwagen… Und während die Schabracken davonsegeln und nach einigen Scharmützeln eine stille Bucht ansteuern, geht im Saal das Licht an. Aber sowas kann doch einen (See-) Mann nicht erschüttern, gehen wir eben in ein anderes Kino. Es soll da was Neues geben. Was mit Schiffen, irgendwo am Ende der Welt.
W. Larsen
alpa kino