Ein fliehendes Pferd

Was vor Jahren zähe Schüler-Pflichtlektüre als Beispiel der literarischen Moderne Ende der 70er Jahre war, wurde jetzt auf die Leinwand gehoben. Die Geschichte nach einer Novelle von Martin Walser erzählt eine Vierecksgeschichte zweier ungleicher Paare.
Der Lehrer Helmut Halm (Ulrich Noethen) fährt zusammen mit seiner Frau Sabine (Katja Riemann »Die Apothekerin«, »Abgeschminkt«) seit zwölf Jahren an den immer gleichen Urlaubsort am Bodensee. Mit den Jahren ist er etwas träge und introvertiert geworden. Am besten gefällt ihm, dass an seinem bevorzugten Urlaubsort nicht wirklich viel passiert.
Zu seinem Erstaunen steht plötzlich sein alter Freund Klaus Buch (Ulrich Tukur) vor ihm. Dieser stellt den beiden seine bedeutend jüngere Freundin Helene (Petra Schmidt-Schaller) vor.
Klaus ist genau das Gegenteil von Helmut - ein Energiebündel, ein Macher, ein ständig gut gelaunter Losleger. Die beiden Paare verabreden, sich wieder zu treffen.
Helmut ist von Klaus’ hyperaktiver Lebensfreude bald genervt. Sabine indes findet den Aktionismus von Klaus klasse. Er hat ja auch ständig neue Ideen, was dazu führt, dass sich die Vier zum nächsten und wieder nächsten gemeinsamen Ferientrip verabreden. Helmut macht widerwillig alles mit.
Als Sabine nah dran ist, sich in Klaus zu verlieben, verliert ihr Mann die Beherrschung, so dass die Situation am Ende nicht mehr spaßig ist.
»Ein fliehendes Pferd« ist Walsers erfolgreichstes Werk. Es thematisiert den Leistungsdruck der Gesellschaft und die daraus entstehenden Identitätsprobleme.
Gedreht wurde hauptsächlich an den Originalschauplätzen des Buches in Überlingen. Da, wo übrigens Martin Walser lebt.
Bettina D. Schneider
BSC