Drei Affen - Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen

Drama, Türkei/Griechenland/Bulgarien/Frankreich/Italien 2008, 109 min

Weise Männer meinen, das Schicksal gehe eh' seinen vorgezeichneten Weg, ganz gleich, ob sich der Affe nun die Augen verdeckt, die Finger in die Ohren stopft oder schweigt. Und hätte Eyüp seinen Chef selbst chauffiert, vermutlich wäre es Eyüp dann auch wirklich gewesen, der den nächtlichen Fußgänger überfahren hätte. So jedoch geht er „nur anstatt“ seines Arbeitgebers ins Gefängnis. Weil Servet, als chancenreicher Politiker kurz vor seiner Wahl, kein Risiko wegen eines Toten auf der Landstraße eingehen möchte, schickt er seinen Fahrer vor und verspricht ihm eine nette Abfindung für die Zeit im Knast. Nicht ahnend, dass er bald in einer viel engeren Klemme stecken wird. Zuerst fallen an Nuri Bilge Ceylans neuestem Film die vielen Wörter auf, die nicht gesagt werden. Weil deren Platz die traumwandlerisch sicher komponierten Bilder einnehmen. Nahezu jede Einstellung ein Haupsatz, schnörkellos und verblüffend. Subjekt und Verb, allenfalls ein Prädikat. Punktum, und fort mit den Farben. Monochromes Warten auf Erlösung. Die tückischen Objekte und deren verlogene Adjektive gelangen heimlich an ihr Ziel, sie schleichen sich auf der Tonspur zum Zuschauer. Ganz einfach, schön und ausgezeichnet! Mit der Goldenen Palme für die beste Regie in Cannes 2008. Am Anfang läuft alles wie am Schnürchen. Ismail besucht seinen Vater regelmäßig im Gefängnis, und daheim gibt er in Gedanken das Geld schon fleißig aus. Einen Wagen begehrt er. Und so macht sich Ismails Mutter Hacer auf den Weg ins Büro von Servet, welcher angesichts der recht ansehnlichen Frau gern über ein kleines Bakschisch zum Vorschuss verhandeln würde. Das Unheil nimmt seinen Lauf. Zu gern möchte man als Zuschauer die Augen verschließen, wenn Ismail durch einen dummen Zufall (wie sonst?) vom Ehebruch seiner Mutter Kenntnis erlangt und mit ansehen muss, wie sich der Politiker in eine sehr unvorteilhafte Situation begibt. Mit der Frau des Mannes zu schlafen, der für ihn im Gefängnis sitzt und dann mit runtergelassener Hose darauf zu hoffen, dass der Sohn nichts gesehen haben will. Und dass der Mann später so tun würde, als hätte er die Stimme seines Chefs nicht gehört an ihrem Telefon. Und dass die Frau lügend und schweigend die Schmach erdulden würde. Oh nein. Hier obsiegt nicht Konfuzius.