Hunger

Drama, Großbritannien/Irland 2008, 96 min

Es kommt nur alle paar Jahre einmal vor, dass ein Debütfilm in Cannes einstimmig die Camera d’Or erhält. Es kommt auch nur alle paar Jahre einmal vor, dass ein Filmemacher, wie hier Steve McQueen, ein Werk abliefert, das von der ersten bis zur letzten Minute weh tut und damit dem Filmverleih oder auch den Kinobetreibern Bauchschmerzen bereitet. Hunger tut weh. Vor allem dem Zuschauer und jedem, der sich einlässt auf die Geschichte des irischen Politikers und IRA-Aktivisten Bobby Sands. Nordirland 1977. Die Gefängnisse füllen sich immer mehr mit politischen Häftlingen, als sich gegen Ende der siebziger Jahre die IRA und die Thatcher-Regierung einen erbitterten Kampf liefern. Auf den Straßen geht es um die Freiheit und Einheit Irlands, doch die englische Regierung erklärt den politischen Kampf zum Terrorismus und die IRA-Aktivisten zu Verbrechern. Und verwehrt ihnen somit das geltende Recht, in den Gefängniszellen private Kleidung tragen zu dürfen und von jeglicher Gefängnisarbeit befreit zu sein. Die Folge sind der berühmte Deckenstreik und der darauf folgende Waschstreik. Es bedarf sicher keiner weiteren Erwähnung, dass die katastrophalen Zustände in Her Majesty's Prison Maze nahe Belfast überhaupt zu jeder Art Streik hätten führen müssen. Allein die Tatsache, dass Bobby Sands während seines Gefängnisaufenthaltes offiziell zum Unterhaus-Abgeordneten gewählt wurde, heizte die Spannung zwischen Wärtern und Insassen zusätzlich an, so dass die Ereignisse 1980 zum Hungerstreik führten. Hunger tut weh. Doch diese Schmerzen sollen das Land verändern. Bobby Sands und neun seiner Mithäftlinge werfen ihr Leben in die Waagschale und beschließen das einzig Richtige zu tun. Bitte, erweisen Sie ihnen und dem großartigen Film die Ehre. Von einem Kinosessel aus lässt sich das ertragen.