Bad Lieutenant - Cop ohne Gewissen

Drama, USA 2009, 122 min

Wer sich noch erinnert an ein verstörendes Abel Ferrera B-Movie aus den frühen 90ern, in welchem Harvey Keitel einen abgefuckten, korrupten New Yorker Bullen spielte, der beschlagnahmte Drogen vertickt, um Wettschulden zu begleichen und Nutten bezahlt, um Erleuchtung zu erlangen, der im Dienst onaniert und splitternackt vorm Kreuz Buße tut, wird sich wohl ein wenig wundern aber auch freuen zu hören, dass ein gewisser Werner Herzog nun seinerseits Nicholas Cage losschickt, um auf dreckigen Hinterhöfen rumzuschnüffeln. Angeblich gelangte der Zusatz „Bad Lieutenant“ eher zufällig zum Filmtitel. Eigentlich nur, weil sich auch Terence McDonagh frisch konfiszierten Stoff gleich mal selbst rein knallt, wegen der fürchterlichen Rückenschmerzen, und brave Bürgerinnen vögelt, statt sie mit einem Bußgeld zu belegen. In New Orleans, wo Herzog seine Geschichte kurz nach dem Wirbelsturm Katrina spielen lässt, reitet sich der böse Polizist dabei von einer Scheiße in die nächste, Kollateralschäden unter Sarkasmus begrabend und seinen Job als Improvisation zwischen Gesetz und Verbrechen verstehend, führt er einen wilden Drogentanz auf. Eva Mendes gibt seine Freundin als Prostituierte und Val Kilmer den farblosen Partner im Job. Solange der Stoff gut ist und die Leguane nicht das Laptop fressen, solange die Huren die Rückenschmerzen kurieren und die Seele in einer Lache aus Blut und Exkrementen tanzt, wüsste McDonagh keinen Grund, seinen Job an den Nagel zu hängen. Gewiss, die Spirale dreht sich abwärts, aber wer wollte schon einen schneebedeckten Hang hinauf rodeln. Dabei erklärte Werner Herzog, der Spezialist für darstellerische Grenzerfahrungen, er habe Harvey Keitels Schuld-und-Sühne-Höllenfahrt überhaupt noch nie gesehen, sondern nur einen unterhaltsamen Film machen wollen mit einem durchgeknallten Haupthelden. Das ist ihm aber gut gelungen.