Das große Krabbeln
Kein noch so starkes Insktizid könnte die Hollywoodinvasion der computeranimierten Krabbeltiere stoppen. Nur zwei Monate nach Dreamworks’ aufrührerischer „Antz“ schickt Disney seine von „Toy Story“-Regisseur John Lasseter sensationell zum leben erweckten blauen Ameisen in den Kampf um den Fortbestand ihrer Kolonie. Verblüffend zunächst die Paralellen zwischen beiden Filmen: es steht, heimlich in die Prinzessin der Kolonie verliebt, eine junge (männliche) Ameise im Mittelpunkt turbulenter Ereignisse. Beide müssen in die unbekannte, kongenial animierte ‘große’ Welt aufbrechen, um ihren Ameisenhügel vor einer existenzbedrohenden Gefahr zu retten. Von Déjà-vu-Erlebniss dennoch keine Spur. Während „Antz“ Spaß daran hat in seiner Story alle erdenklichen Politmodelle durchzuspielen, ist Disneys Cinemascope-Ausflug eher als klasische Abenteuerkomödie nach der Blaupause von „Toy Story“ angelegt. Die hellen Bilder und der freundliche Ton werden Kindern gefallen, während die gewinnbringenden Kombinationen aus treffsicheren Dialogen und das liebenswerte Arsenal an findigen Figuren, inklusive einiger visueller Seitenhiebe und verbaler Gemeinheiten, bei Erwachsenen gut ankommen müssten. Richtig neu ist die Qualität der technischen Umsetzung: Ausschließlich im Computer entstanden wildeste Kamerafahrten und Schattenspiele. Wasser und Feuer werden mit einer Brillanz animiert, dass man sich schon bald mühelos in der Odysee des niedlichen Helden Flik verliert: Nachdem eine Opfergabe der Ameisenkolonie an die Grashüpfergangster um den sinistren Hopper durch Fliks Schuld verloren geht, macht der sich auf, um in der Großstadt Söldner zu finden, die die Ameisen beschützen sollen. Flik findet weder sieben Samurais, noch glorreiche Cowboys, sondern, nach Vorbild von „Drei Amigos“ oder „Viva Maria“, eine soeben gefeuerte Artistentruppe aus dem Flohzirkus des Halsabschneiders P.T.Flea. Die Truppe vermutet in dem Stellenangebot der Ameise ein neues Angagement, beteilgt sich aber nach allerhand turbulenten Verwechslungen an der Revolution. Wie die Geschichte ausgeht ist klar, diesmal aber auch herrlich komisch.