Das Lied in mir

Drama, Deutschland/Argentinien 2010, 94 min

Buenos Aires ist eigentlich nur Zwischenstation der Leistungsschwimmerin Maria auf dem Weg zum nächsten Wettbewerb in Santiago de Chile. Doch auf dem Flughafen löst ein spanisches Kinderlied, mit dem eine argentinische Mutter ihr Baby in den Schlaf wiegt, bei der 31-Jährigen ein Trauma aus. Obwohl sie kein Spanisch spricht und nie in Lateinamerika war, sind ihr die Worte und die Melodie vertraut.
Schweißgebadet hetzt sie durch den Transitbereich, verpasst ihren Anschlussflug und verliert ihren Pass. Gestrandet in der fremden Stadt ruft die junge Frau verzweifelt ihren Vater an, um ihm von ihrem Missgeschick und den verwirrenden Erinnerungen zu erzählen. Zutiefst beunruhigt taucht der ehemalige Geschäftsmann wenig später plötzlich in ihrem Hotel auf. Grund: Seine Furcht vor einem dunklen Familiengeheimnis. Nur zögernd beichtet er Maria die Wahrheit. Sie verbrachte ihre ersten Lebensjahre in Buenos Aires. Ihre leiblichen Eltern zählen zu den Opfern der argentinischen Militärdiktatur Ende der siebziger Jahre. Insgesamt sind in den sieben Jahren der Junta rund 30 000 Menschen „verschwunden“. Deren Kinder wurden oftmals illegal von Familien der Militärs adoptiert. Ihre leiblichen Verwandten lernten sie nie kennen. Nur ein Bruchteil der vermissten Kinder hat bislang zu ihren wirklichen Familien zurückgefunden. Zweifellos eine der düstersten Zeiten, die das südamerikanische Land durchmachen musste.
Und so treibt Maria die Frage nach ihrer Herkunft nach dem Geständnis ihres Ziehvaters um. An der jahrzehntelangen Lüge droht das Vertrauensverhältnis der beiden zu zerbrechen. Aus Angst seine Adoptivtochter zu verlieren, möchte der Fabrikmanager die Vergangenheit ruhen lassen, während Maria hartnäckig um den Schlüssel zu ihrer eigentlichen Identität ringt und sich trotz zwiespältiger Gefühle entschlossen auf die Suche nach ihren Angehörigen macht.
Jessica Schwarz verleiht ihrer Figur eine außerordentlich glaubwürdige Präsenz. Erneut stellt sie in dem stilistisch verblüffend ausgereiften Debütfilm ihr schauspielerisches Talent unter Beweis. Ebenso überzeugt Michael Gwisdek in seiner Rolle als ihr verunsicherter Ziehvater. Für berührend, authentische Momente sorgt freilich vor allem auch die Crew der argentinischen Schauspieler.