Das kleine Zimmer

Drama, Schweiz/Luxemburg 2010, 90 min

Der eigenbrötlerische Edmond will seine Eigenständigkeit auch im Alter bewahren. Sein Sohn möchte den zuckerkranken Witwer ins Altersheim verfrachten. Denn für ihn steht ein Karriereschritt an. Er will in die USA. Stur wehrt sich Edmond. In seinem Refugium aus Grünpflanzen, Erinnerungsfotos und klassischer Musik fühlt sich der Pensionär heimisch. Die täglichen Hausbesuche seiner jungen Pflegerin Rose duldet er gerade noch. Ironisch nennt er sie „Frau Krankenschwester“ und macht es ihr nicht leicht, sich um ihn zu kümmern.
Allerdings läuft auch für Rose nicht alles glatt. Die junge Frau kämpft mit den Dämonen ihrer Vergangenheit. Die lauern für sie in einem kleinen hellblau tapezierten Zimmer. Denn sie kann den Verlust ihres tot geborenen Sohnes nicht überwinden. Auch nach einem halben Jahr ist der Raum tabu. Mehr und mehr droht ihre unverarbeitete Trauer die Beziehung zu ihrem Mann zu zerstören.
Eines Tages jedoch stürzt Edmond beim Gießen seiner Pflanzen von der Leiter. Die aufgekratzte Rose findet ihn und bringt ihn ins Spital. Das Krankenhaus, in dem er sich entmündigt fühlt, möchte der resolute alte Herr jedoch so schnell wie möglich wieder verlassen. Doch sein Sohn hat inzwischen, hinter seinem Rücken, seine Wohnung leergeräumt. Kurzerhand quartiert Rose Edmond bei sich zu Hause ein. Behutsam kommen sich die beiden in ihrer emotionalen Notgemeinschaft näher, beginnen sich zu akzeptieren und sogar voneinander zu lernen.
Unaufdringlich erzählen die beiden Regisseurinnen Stéphanie Chuat und Véronique Reymond in ihrem berührenden Spielfilmdebüt vom Dialog zwischen den Generationen. Das Zusammenspiel der beiden widerspenstigen Protagonisten ist Autorenkino vom Feinsten. Herausragend ihre kleinen Gesten und Blicke, die scheinbar zufälligen Berührungen und Zurückweisungen. Besonders der 85-jährige Altmeister Michel Bouquet zeigt mit seiner subtilen Darstellung eines spröden, gleichzeitig sehr verletzlichen alten Mannes sein ganzes Können.