Anonymus

Drama, Großbritannien/Deutschland 2011, 130 min

Nein, in Roland Emmerichs neustem Streifen geht es nicht um WikiLeaks, nicht um irgendwelche Online-Robin Hoods und auch nicht um Protestler in Guy Fawkes Masken. Und Info am Rande: Wussten Sie, dass bei jeder dieser verkauften Masken - welche ja wohl bei all den anti-kapitalistischen Pseudoaktionen sehr beliebt sind - ein dicker Berg an Geld in Richtung Warner Bros. wandert? Ich find das ein wenig lustig.
Egal, bei Emmerich geht es eher um die gewagte These, dass William Shakespeare keins seiner Werke wirklich selbst verfasst hat. Uiuiui, harter Tobak. Mit ein wenig künstlerischer Freiheit könnte man damit also sagen, dass Roland Emmerich der gedankliche Vater der geplanten Guttenberg-TV-Verfilmung ist. Aber noch ein wenig Hintergrund zum Film: Am Hofe von Elisabeth I. hegt der adlige Graf von Oxford poetische Neigungen, kann aber diese aus Standesgründen nie veröffentlichen. So sorgt er dafür, dass der aufstrebende Autor und Ex-Schauspieler William Shakespeare diese unter seinem Namen aufführen lässt. Währenddessen reiht sich in der zweiten Hälfte des 16. Jhd. eine Intrige an die andere. Es herrschen Rangeleien um die Thronfolge und nichts hilft da besser, als etwaige Mitbewerber in Misskredit zu bringen. Denn wie auch heutzutage steht der gemeine Pöbel meist nicht hinter dem besseren Kandidaten, sondern dem, der am wenigsten öffentlich durch den Dreck gezogen wurde. Nichts hetzt mehr als die Medien (damals: Theater), und so entschließt sich der Graf von Oxford, seinen Einfluss auf die Massen gegen ungeliebte Standesbrüder einzusetzen.
José Bäßler