Whores' Glory - Ein Triptychon zur Prostitution
Wenn Michael Glawogger heimkehrt von seinen Reisen, tagelang Filmmaterial im Gepäck und eine klare Vision von seinem neuen Film vor Augen, dann darf man gespannt sein, sich auf Orte freuen, an denen man noch nie vorher war und darf sich getrost und blind von ihm (ver)führen lassen. Nach Kinderbanden in Moskau, Drogencracks in Brooklyn, der Schwefelhölle von Indonesien oder dem Fleischmarkt in Nigeria wendet sich Glawogger erneut ab von den Bildern, wie wir sie alle kennen, und dem ältesten Gewerbe zu, welches die Welt kennt. Nur wir kennen es nicht. So jedenfalls noch nicht. Hatte er zuvor Urbanes betrachtet und Arbeitsabläufe an sich, interessiert ihn an den Huren der Welt einzig der erzwingbare Rest Würde unter den erbärmlichen Zuständen, in denen er sie vorfindet. Ganz gleich, zu welchem Gott sie dabei beten - Glawogger leuchtet mit seiner Kamera in den katholischen, buddhistischen und islamistischen Puff - gottlos scheint alles Treiben und ausgerechnet im christlichen Mexiko braucht es das stärkste Licht, um sich an dieser Stätte „zwischenmenschlicher Notdurft“ nicht zu verirren. Ein filmisches Triptychon der Prostitution nennt Michael Glawogger sein neues Werk. Wieder geht es um Schwerstarbeit, diesmal noch viel näher und intimer, obschon er dankenswerterweise nicht die Dienstleistung zeigt, stellt er erneut und erschrocken die Frage nach dem Wert einer Arbeit und damit nach dem Wert eines Lebens. Im Fishtank von Bangkok sitzt die Ware hinter einer riesigen Glasscheibe, drapiert mit Nummern. Die Mädchen im Mega-Bordell von Bangladesh bedienen täglich bis zu zehn Freier und führen ein trauriges Leben in der Stadt der Freude. Während die Huren von Reynosa nur träumen können von dergleichen. Die Zone der Toleranz bedeutet für sie gleichzeitig gesetzesfreier Raum und Vorhof zur Hölle.
Alpa Kino
Buch: Michael Glawogger
Regie: Michael Glawogger
Kamera: Wolfgang Thaler
Produktion: LOTUS Film, Quinte Film, Erich Lackner, Mirjam Quinte, Annegret Even
Bundesstart: 29.09.2011
Start in Dresden: 29.09.2011
FSK: ab 16 Jahren