Das Leben gehört uns

Drama, Frankreich 2010, 100 min

Geht es um den Schatz an Erfahrungen, zumal um den schmerzlichen Teil, zählt nur eigenes Erleben. Bereits die Gefühlswelt eines Freundes darf man bei Bedarf verlassen wie einen Kinosaal; unversehrt und bestenfalls bangen Herzens. Valérie Donzelli unternimmt mit ihrem Film den Versuch, uns ein wenig über die Maßen zu beängstigen. Ihre „Boy meets Girl-Story“ dauert ganze 3 Minuten, dann mündet das frischverliebte Treiben von Juliette (Valérie Donzelli) und Romeo (Jérémie Elkaïm) in eine typische, erste Elternschaft mit all den Glücksmomenten und Unsicherheiten. Der kleine Adam schreit munter drauflos, doch die Eltern raufen sich nicht lange die Haare. Als Adam immerzu bricht, und nicht laufen will, kehren die Sorgen wieder. Dann die schmerzliche Gewissheit; Adam leidet an einem Gehirntumor, er muss operiert werden. Spätestens bei der wunderbaren Sequenz, als die Familie von der Diagnose erfährt, bangt man im Kinosessel um die eigene Unversehrtheit. Behutsam, wie mit einem Skalpell, legt Donzelli nun die Erschütterung der Eltern frei und entdeckt Sarkasmus ebenso wie Mut, Zweifel und Ratlosigkeit. Aber vor allem wilde Entschlossenheit von dem Moment an, als sie beschließen, der Krankheit den Krieg zu erklären. Sie stellen sich ein auf Übermacht und Belagerung, Not und Niederlagen. All das tritt auch ein und das Schlachtfeld verlassen sie nicht gemeinsam, doch das Schlimmste bleibt aus. Denn es gibt für alle Beteiligten ein Happyend; es ist dieser Film und die Tatsache, dass die beiden Hauptdarsteller die letzte Szene mit ihrem 8-jährigen Sohn Gabriel spielen dürfen.