Bis zum Horizont, dann links!

Komödie, Deutschland 2012, 93 min

Was für ein Cast: Otto Sander, Angelica Domröse, Ralf Wolter, Herbert Köfer, Herbert Feuerstein, Marion van de Kamp, Monika Lennartz, Tilo Prückner, Robert Stadlober, Anna-Maria Mühe und noch ein paar andere Namen sind hier versammelt. Beim Drehen hatten sie bestimmt eine Menge Spaß - sie stellten die Marotten alter Leute und den stupiden Alltag in einem Seniorenheim dar, sind aber selbst noch rüstig, wie man so schön sagt. Schon erstaunlich, wenn man bedenkt, dass Herbert Köfer über 90 ist.
Annegret Simon (Angelica Domröse) wird von ihrer Familie ins Altersheim gebracht, damit der Sohn in Ruhe seine Karriere in New York vorantreiben kann, Eckehardt Tiedgen (Otto Sander) ist schon einige Jahre hier und betrachtet das monotone Treiben zynisch. Immer dieselben Witze, immer dieselben Spiele, immer dieselben Sticheleien unter den Bewohnerinnen und Bewohnern. Tiedgens Zimmergenosse ist der joviale Herr Stronz, der ihm auf die Nerven geht. Dann sind da noch die Eheleute Miesbach, die die klassische Rollenverteilung leben (er bestimmt, sie kuscht) und Herr Klaussner, der ein Auge auf Fanny geworfen hat, eine der beiden Schwestern Dè Artong. Die wiederum macht es ihrer Schwester Hanni schwer, auf die Avancen von Herrn Stronz zu antworten. Und dann ist da noch die Schwester (Anna-Maria Mühe) mit ihren Vorschriften und Gängeleien. Sie sorgt unter anderem dafür, dass zu einer bestimmten Zeit Nachtruhe einkehrt und das Licht in den Zimmern aus ist.
Tiedgen ist das alles leid. Den kleinen Rundflug in einer alten JU, zu dem die Senioren eingeladen sind, macht er zur Flugzeugentführung Richtung Mittelmeer. Dabei blühen einige der Herrschaften richtig auf und genießen - nach einem ersten Schock - die Abwechslung. Lang verborgene Zuneigungen werden geäußert und neuer Lebensmut geschöpft. Selbst Schwester Amelie taut auf. Die Tragikomödie von Bernd Böhlich richtet sich an tendenziell älteres Publikum: Richtig aufregend oder actionreich wird es nicht, alles bleibt im freundlich-unterhaltsamen Bereich. Die Dichte an Schauspielern jenseits der 70 ist jedoch in jedem Falle bemerkenswert.
Petra Wille