Schutzengel
Nachdem Til Schweiger als Regisseur mit mainstreamigem Klischee- und Imoschänellkino, dessen Titel mit und ohne Ohren versehen waren, an den deutschen Filmtheaterkassen Erfolg hatte, versucht er nun offensichtlich mal wieder den US-liken Actionherrmann geben zu wollen, mit welchem er schon damals erwartungsgemäß in Tarantinos Inglourious Basterds baden ging. Man nehme also ein Löffelchen »Léon - Der Profi«, ein Schlückchen „Mercury Puzzle“, einen kleinen Hub »Rambo« und genieße eine geschmeidige Waffenausbildung bei einem Ex-US-Elitekämpfer, fertig ist die Ballerlaube. Nina (Luna Marie Schweiger) ist drei Jahre älter als damals Mathilda und ist natürlich wie einst Mathilda in Léon- Der Profi Vollwaise. Als der böse Waffenhändler Thomas Backer (man mag es sich gar nicht vorstellen Heiner Lauterbach) einen fürchterlichen Mord begeht, ist Nina ungebetene Zeugin. Ungebetene und plötzliche Zeugen sind immer sehr unwillkommen bei der Ausübung einer Entleibung, so dass Backer sich natürlich nun noch genötigt sieht, den zweiten Mord begehen zu müssen. Damit es aber erst gar nicht dazu kommt, beauftragt die Staatsanwaltschaft den ehemaligen KSK-Special-Sondersoldaten der Bundeswehr Max Fischer (und bitte alle aufstehen Til Schweiger) sich der kleinen Nina anzunehmen und ihr Schutzengel zu werden, ohne dabei erst den ADAC bemühen zu müssen! Unpassender Weise ist Max so der Ich-mach-alles-Alleine-Typ und Nina hat sowieso das Vertrauen in die Menschheit verloren. Na, und wie beim Papst gibt es natürlich bei der Staatsanwaltschaft einen Maulwurf, der die Nina in allerhöchste Gefahr bringt. Wenn das der Zdeněk Miler wüsste. Da für Max nicht mehr ganz klar ist, wer hier wer ist und geneigt, welches Spiel zu spielen, verkrümelt er sich zunächst erstmal mit Nina zu seinem alten Kriegskumpel Rudi (Moritz Bleibtreu). Dann kommt noch Maxens Ex-Freundin Sara (Karoline Schuch) ins Spiel, die als Staatsanwältin erstens sehr von Nutzen ist und zweitens im Max altes Feuer neu entflammen lässt. Doch die gedungenen Mörder sind immer dicht auf den Versen des Duos. Doch bevor es aber zum abschließenden Piff Paff kommt, wirbelt der Til das Ruder noch mal kräftig herum, denn die beiden geschundenen Seelchen müssen ja letztendlich Freunde werden und so wichtige Sachen mit ganz viel Gefühl sagen und so… und schon hört man es tönen, alles ganz toll auf internationalem Niveau. Was auch immer das bedeuten mag. Ich will mal so sagen, im Vergleich, was sonst so in der deutschen Filmwirtschaft im volksnahen Bereich abgeliefert wird, ist Til Schweiger als Regisseur und Darsteller schon nicht von der Filmdose zu schubsen. Aber vielleicht sollte er sich dann doch noch zwei dreimal »Léon - Der Profi«, »Das Mercury Puzzle« und »Rambo« reinziehen ;-) Aber der Film ist schon ni schlecht. Kommt, geht ma rein!
Ray van Zeschau (till the Urlaub vorbei ist)
Ray van Zeschau
Buch: Til Schweiger, Paul Maurice
Regie: Til Schweiger
Darsteller: Til Schweiger, Luna, Schweiger, Moritz Bleibtreu, Karoline Schuch, Heiner Lauterbach, Rainer Bock, Herbert Knaup, Hannah Herzsprung, Karoline Herfurth, Axel Stein, Tim Wilde, Kostja Ullmann, Jacob Matschenz, Ilja Richter
Kamera: Thomas Jahn
Musik: Martin Todsharow
Produktion: Barefoot Films, Warner Bros., Til Schweiger
Bundesstart: 27.09.2012
Start in Dresden: 27.09.2012
FSK: ab 16 Jahren