Mademoiselle Populaire

Komödie, Frankreich/Belgien 2012, 111 min

Ende der fünfziger Jahre in einem Kaff in der Normandie: Die junge, hübsche und vor allem sehr blonde Rose (Déborah François) will raus aus dem Krämerladen ihres Vaters und träumt von einem Job als Sekretärin. Obschon völlig unbegabt für diese Art des Broterwerbs bekommt sie eine Stelle, weil sie schneller tippt als ihr Chef Louis (Romain Duris) denken kann. Der ist zwar genervt von der Chaos stiftenden Schnellschreiberin, aber ehrgeizig genug, sie für einen landesweiten Schnellschreibwettbewerb anzumelden. Er trainiert das Fräulein rund um die Uhr. Es wird getippt, gesportelt und gestritten, was das Zeug hält. Rose macht Karriere, bringt A4-Blätter zum Fliegen und träumt insgeheim von Louis. Der wirft die Rosen für sie in den Papierkorb, versucht den Liebesball flach zu halten, kann sich so viel geballter Blondheit aber nicht dauerhaft entziehen. Romain Duris (»Nachtblende«) und die Belgierin Déborah François sind ein bezauberndes Pärchen.
Regisseur Régis Roinsard erzählt in seinem Kinodebüt eine Geschichte von Liebe und Wettbewerb, die durch ihren Oberflächenglanz betört. Sie ist so süß wie ein Tablett Petits Fours und in den entsprechenden zarten Pastelltönen gehalten. Purer Genuss ohne Reue. Ganz sicher hat Roinsard ausgiebig »Mad Men«-Binge Viewing betrieben. In punkto schöne Optik kann er es mit Matthew Weiners Erfolgsserie durchaus aufnehmen. Im Gegensatz zu dem Amerikaner, der hinter der detailversessenen authentischen Ausstattung die abgründigen unerlösten Seiten seiner Figuren verbirgt, verzichtet der Franzose bewusst auf diese Art Suspense. Ihm geht es um perfekten Retro-Charme, von dem wir alle nicht genug kriegen können. Wozu Spannungsknistern, wenn die Petticoats so schön rascheln?
Grit Dora