For Ellen
Nein, es war nicht „das Beste für alle“. Auch nicht für Ellen. Die 6-jährige Tochter eines mittelmäßigen Metal-Rockers und einer Kleinstadt-Schönheit hat irgendwie ein mulmiges Gefühl, als sie zum ersten Mal seit Jahren ihrem Vater begegnen soll. Ellens Vater Joby Taylor kommt nicht ihretwegen in die Stadt, nicht vordergründig jedenfalls, sondern weil seine Einwilligung in die Scheidungsabwicklung ansteht. Der Deal sieht vor, Hab und Gut schnellstmöglich zu teilen, wenn Joby dafür auf Sorge- und Umgangsrecht mit Tochter Ellen verzichtet. Anderenfalls geht das Ganze vor Gericht. Ein harter Schlag für den Heimkehrer. Joby, der zu Beginn des Filmes auftaucht, als der ganz normale Großstadtarsch von einem lederjackengepanzerten, egozentrischen Rocksänger im Schneetreiben, reagiert auf den vorgeschlagenen Handel mit geflüsterter Niedergeschlagenheit. Was nutzen ihm hier schwarzlackierte Fingernägel gegen harte Fakten und was säuberlich gegeltes Haar angesichts jahrelang versäumter Unterhaltszahlungen. Selbst wenn der lang ersehnte und kurz bevorstehende Durchbruch wirklich käme, seine Noch-Frau verschwendet keinen Gedanken an den lyrischen Gehalt von Metal-Platten, sie steht kurz vor einer neuen Heirat. Hilflos, offstage noch dazu, hockt Joby wie ein großes Kind am Tresen und gibt seinem Anwalt (ausgerechnet »Napoleon Dynamite«-Darsteller Jon Heder) eine Lektion Tanzunterricht vor der Jukebox, ehe er seinen Beziehungspfusch, mit reichlich Schnaps vermischt, das Klo runterspült. So ist er bestens präpariert für das Unerwartete; am nächsten Morgen darf er seine Tochter Ellen sehen. Für zwei Stunden. Regisseurin Kim So Yong traut sich hier ins Land ihrer eigenen Enttäuschungen, traf sie doch genau auf diese Weise als kleines Mädchen ihren Vater. Nun versucht sie sich vorzustellen, wie dieser Kerl gewesen sein mag, der für zwei Stunden fast ein Freund war. Vielleicht rührt daher die emotionale Wahrhaftigkeit der kurzen innerfamiliären Annäherung. Nachdem Joby seine Tochter verlässt, scheint er jedenfalls bereit zu sein für eine Singer/Songwriter-Karriere…
Buch: Kim So Yong
Regie: Kim So Yong
Darsteller: Paul Dano, Jon Heder, Shaylena Mandigo, Jena Malone, Margarita Levieva, Dakota Johnson, Alex Mauriello
Kamera: Reed Morano
Musik: Jóhann Jóhannsson
Produktion: DeerJen Films, Soandbrad, Jennifer Gatien, Bradley Rust Gray, Kim So Yong
Bundesstart: 03.01.2013
Start in Dresden: 03.01.2013
FSK: ab 6 Jahren