00 Schneider - Im Wendekreis der Eidechse

Thriller/Komödie, Deutschland 2013, 96 min

Lange hat es gedauert, aber nun öffnet sich dem geneigten Zuschauer wieder das Schneidersche Universum aus herrlich antiquierter Stadtlandschaft irgendwo zwischen Mülheim an der Ruhr und Almeria, mit zeitloser Technik, darunter ein Citroën DS, rustikalem Zubehör und unglaublich groteskem Personal. Wir tauchen ein in den Mikrokosmos aus engagierten aber skrupellosen Polizisten, liebenswert verrückten Stadtbewohnern und jeder Menge skurriler Situationskomik. Bevölkert von einer großen Anzahl unbekannter Schauspieler, breitet sich das Drama des Lebens zwischen dem spanischen Teil der Metropole Mülheim und dem Meer aus. Denn Kommissar 00 Schneider, zwar leicht desillusioniert, aber mit beiden Beinen im Leben stehend, wird ständig bei dem Versuch gestört, seine Memoiren zu schreiben. Üble Verbrecher, Staubsaugervertreter und Zahnschmerzen bedrohen seine Ruhe und die städtische Idylle. Und da steht plötzlich auch noch seine Tante aus Amerika auf der Matte. Kein leichtes Brot für unseren tapferen Kommissar, der sich aber mit Bravour und kühnen Tanzschritten dem Bösen entgegenstellt…
Helge Schneider ist bestens aufgelegt, und ihm gelingt sein bisher bester Film. Trotz leichtem Hänger im zweiten Drittel wird die Geschichte zügig und mit völlig befreitem anarchischen Humor zu einem großartigen Ende gebracht. Wenn Schneider sagt: „Ich würde mal sagen, harter Actionfilm im Sinne von Film Noir, aber auch der Gerechtigkeitsliga oder Clint „Make-my-Day-Punk“ Eastwood. Alles natürlich sehr überzogen und so brutal, dass es schon wieder albern ist, extrem albern“, trifft er den Nagel supergenau auf den kleinen Kopf.
Anschauen und vergnügt das Kino verlassen. Das ist subversives Kino gegen die Stromlinienförmigkeit des Mainstreams, herrlich schräg, mit großer Liebe für die Details einer untergehenden Zeit und mit herrlichen Mimen.
Für Musikliebhaber sei auf die großartige Filmmusik hingewiesen. Der Jazz und die kleinen Ausflüge zu Klassik und Hip-Hop führen wie ein rotes Band durch das Schneidersche Universum und bieten neben der Rollenbesetzung mit Musikern - u.a. Tyree Glenn jr., Willy Ketzer, Ira Coleman - zwei besonders erwähnenswerte Höhepunkte. Zum einen die Sitzung bei einem durchgeknallten Professor (natürlich Helge Schneider), der seinem mit einem Sack verhüllten Patienten mit einer Free Jazz Therapie helfen möchte. Und zum anderen das unglaubliche Stück des hochkarätigen Trios im Klub.
ak
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Buch: Helge Schneider, Andrea Schumacher

Regie: Helge Schneider

Darsteller: Helge Schneider, Rocko Schamoni, Tyree Glenn jr., Lukas Resetarits, Ira Coleman, Ilka Bessin

Kamera: Voxi Bärenklau

Produktion: Senator Film, Ulf Israel

Bundesstart: 10.10.2013

Start in Dresden: 10.10.2013

FSK: ab 6 Jahren