5 Jahre Leben

Drama, Deutschland/Frankreich 2013, 96 min

Der Bremer Deutsch-Türke Murat Kurnaz (Sascha Alexander Geršak) war zur falschen Zeit am falschen Ort. Ausgerechnet im Herbst 2001 geht er nach Pakistan, um seinen Übertritt zum Islam mit dem Besuch traditioneller Koranschulen zu bekräftigen. Dorthin, wo fieberhaft Jagd gemacht wird nach vermeintlichen 9/11-Schuldigen. Der pakistanische Geheimdienst verdient sich eine goldene Nase mit der Beschaffung von Verdächtigen. Die allesamt auf Kuba landen, wo sie jahrelang in Käfigen gehalten werden. Bei stetiger Beleuchtung, Beschallung und bei jeder Art von menschenunwürdiger Bedrängung. Man nennt das Folter. Kurnaz belastet deswegen nach seiner Rückkehr u.a. deutsche Sicherheitskräfte schwer und auch den damaligen Chef des Bundeskanzleramtes Frank-Walter Steinmeier, der 2002 seine Entlassung vereitelt haben soll… Es gab sie immer, diese Zeiten. Ganz gleich, ob Monarchie, Diktatur oder Demokratie, alle gehen sie so um mit ihren politischen Gegnern. Diese landen hinter Gittern, wegen vage geäußerter Vermutungen, ohne Straftatbestand, ohne Anklage und ohne Verfahren. Für den Abschlussfilm des Regie-Absolventen Stefan Schaller entstand die gesetzlose Hölle auf Erden im märkischen Sand. Guantanamo Bay Naval Basis Brandenburg, wo präzise und effektiv die Inquisition 2.0 nachgestellt wurde. Das Motto: Gestehe, wenn du hier raus willst; ganz gleich was. Schaller inszeniert sein spannendes Kammerspiel zwischen dem Häftling und dessen Vernehmer Gail Holford (Ben Miles) erstaunlich routiniert, wobei er sich auf die ersten zwölf Monate konzentriert. Die immer gleichen Fragen, die raffinierten Assoziationsfallen und die tägliche Korrosion an der Menschenwürde führen zu Geständnissen. Oder einfach nur dazu, dass ausreichend Zeit vergeht, um diese Ungerechtigkeit vergessen zu machen. Beides misslang bei Murat Kurnaz.
alpa kino