La grande bellezza

Drama/Komödie, Italien/Frankreich 2013, 147 min

Ob es ein Leben vor dem Tod gibt, darüber kann man recht unterschiedlicher Ansicht sein. Kommt halt auf die Vita an und auf die persönliche Einstellung. Der 65-jährige Journalist und Autor Jep Gambardella ist es jedenfalls recht komfortabel angegangen und hat seinen Spaß gehabt. In seiner Jugend schrieb er einen erfolgreichen Roman, dann widmete er sich konsequent dem süßen Leben. Anlässlich seines runden Geburtstages stellt dieser Zyniker vor dem Herrn erstaunt fest, dass sich die Perspektiven in Richtung Tod verschieben. Es geht ihm nicht nur um das eigene, in Reichweite rückende Lebensende, er leidet unter dem Verfall Roms, „seiner“ Stadt. Das meint weniger die Baumängel und -sünden, vielmehr die Leere und Oberflächlichkeit der römischen High Society, deren Lebensstil der Lebemann in vollen Zügen genossen hat. Aber bekanntlich ist es, wenigstens im Kino, nie zu spät für eine zweite Chance. Regisseur Paolo Sorrentino (»Cheyenne - This Must Be the Place«) findet überbordende Bilder für seine Liebeserklärung an Rom, und schwelgt in allen Schattierungen von Sonnenuntergängen. Ersichtlich verneigt er sich tief, wenn auch leider nicht augenzwinkernd vor dem großen Federico Fellini. »La Grande Bellezza« käme vermutlich zu schwermütig, zu traurig-schön daher, wäre da nicht der wunderbare Toni Servillo (»Il Divo«), der so souverän zynisch agiert, dass es dafür in Cannes Szenenapplaus gab. Man ahnt, dass Servillos Figur auch dem geflügelten Wort „Rom sehen und sterben.“ eine verblüffende Pointe abzuringen in der Lage wäre. Für Goethe übrigens war der Aufenthalt in Rom ein Höhepunkt, den er folgendermaßen resümiert: „Zu dieser Höhe, diesem Glück der Empfindung bin ich später nicht wieder gekommen.“ Paolo Sorrentino liebt die „ewige Stadt“ ganz offensichtlich auf ähnlich heftige Weise.
Grit Dora