Venezianische Freundschaft
Die Lagune des Veneto liegt still und blickt mit gesenktem Blick in die Zeit zurück. In Stille kommt auch Shun Li (Tao Zhao) und bricht in besonderer Subtilität mit den Gewohnheiten des Fischerdörfchens. Sie ist gekommen, um ein besseres Leben zu finden. Die Klauen der chinesischen Mafia haben sich jedoch tief in ihr Fleisch gegraben und so arbeitet sie ihre Schulden ab, um auch ihren 9-jährigen Sohn in eine freiere Welt zu holen. Aus der Textilfabrik im multiethnischen Außenbezirk Roms wird sie in die Lagunenstadt Chioggia versetzt und steht dort hinterm Tresen einer Osteria, die die örtlichen Fischer schon seit Generationen besuchen und Menschen asiatischer Abstammung bisher nur als Touristen kennen gelernt haben. Der schnelle wirtschaftliche Wandel hat in der Region tiefe Narben hinterlassen. Und doch hat Shun Li etwas Träumendes in ihrem Blick, der auch die Schmerzen aus der Vergangenheit, ihre Geschichte, trägt. Allein der Fischerdichter Bepi (Rade Serbedzija) versteht ihr Gefühl der Fremde, da er selbst vor langer Zeit aus Jugoslawien hier ankam. So wird sehr poetisch und gefühlvoll die Geschichte einer Freundschaft erzählt, die in ihrer Originalität und tiefen Menschlichkeit die Seele berührt.
Dokumentarfilmer und Soziologe Andrea Segre studiert auf besonders zärtliche Art die Beziehung zwischen individueller und kultureller Identität in einer Welt, die sich kaum vom ständigen Wandel erholen kann. Schon in seinen früheren Arbeiten näherte sich Segre dem Thema der Migration in Italien und dem Gemüt des Veneto an, so dass er die Inspiration zu einem Spielfilm fand, der stilistisch am Dokumentarfilm orientiert ist und auf Übersehenes in sehr realen Bildern aufmerksam macht.
Der deutsche Titel lockt vielleicht einige Urlaubsreife unter falschen Versprechungen ins Kino, denn Venedig und das süße italienische Leben weichen hier der herbstlichen Melancholie eines Fischerdorfes, das den Puls der Zeit nur noch in der Ferne schlagen hört.
Theresa
Buch: Marco Pettenello, Andrea Segre
Regie: Andrea Segre
Darsteller: Zhao Tao, Rade Serbedzija, Marco Paolini, Roberto Citran, Giuseppe Battiston
Kamera: Luca Bigazzi
Musik: François Couturier
Produktion: Jolefilm, Aeternam Films, Francesco Bonsembiante, Francesca Feder
Bundesstart: 05.12.2013
Start in Dresden: 05.12.2013
FSK: ab 6 Jahren