Journey to Jah
Reggae ist eines der hoffnungsvollsten Kulturprodukte der modernen Menschheit. Ökonomisch eine Ware auf höchstem Niveau, steht Reggae musikalisch für Gleichheit, Aufrichtigkeit und Liebe. Ein vorteilhaftes Branding. Fakt ist, kein anderes Musikgenre setzt sich inhaltlich derart mit den Problemen der modernen Welt auseinander. Besingt Konflikte oder Missstände und erreicht damit Hunderttausende. Ein Filmteam suchte sieben Jahre im Grenzbereich zwischen jamaikanischer Religion und europäischem Kommerz nach den Kraftquellen für den Erfolg dieser Musik. Ihren Weg kreuzten dabei die Jamaikanerin Terry Lynn, die aus einem Ghetto in Kingston stammt, der Sizilianer Alberto d'Ascola und der Deutsche Tilmann Otto, die als Alborosie und Gentleman den Reggae weltweit neu definiert haben. Alle drei beziehen ihre Vibes aus der Karibik, nennen Richie Stephens oder Jack Radics ihre Freunde, haben einen festen Wohnsitz vor Ort oder fahren wie Gentleman regelmäßig für das Voicen der Songs nach Jamaika. Sie laden ihre Akkus wie auch die Wut ihrer Songs mit lokaler Energie auf. Es ist jedes mal die buchstäbliche Reise zu Gott, bei den Rastafari Jah genannt, und zu den Menschen der „dritten Welt“, deren Lebensinhalt vor allem durch Spiritualität geprägt ist. Gentleman findet hier den Ansporn für seine Aufrichtigkeit, den Mut und die Freiheit, weil die Last der westlichen Welt von ihm abfällt. Lynn geht den umgekehrten Weg und beschwert ihre Dancefloorbeats mit zorniger Empörung, bevor die dann in europäischen Clubs laufen. Und so schwingt die sehenswerte Doku zwischen paradiesischer Coolness und grauenvoller Verarmung ihre Hüften. Denn wo Gott haust, ist auch Satan nicht weit, weiß Alborosie zu berichten, der vor zehn Jahren mit ein paar Dollar in der Tasche nach Jamaika kam.
alpa kino
Buch: Noël Dernesch, Moritz Springer
Regie: Noël Dernesch, Moritz Springer
Darsteller: Gentleman, Alborosie
Kamera: Marcus Winterbauer
Produktion: PiXiU Films, Port au Prince Film & Kultur Produktion, René Römert, Jan Krüger
Bundesstart: 20.03.2014
Start in Dresden: 20.03.2014
FSK: o.A.