LOLA

Weiß Gott, könnte die Menschheit ein Jahrhundert noch einmal überarbeiten, die Lyrics zu dessen Song quasi noch einmal neu schreiben, die Welt wäre mit einem update auf den „Blitzkrieg Bop“ ein besserer Ort. Martha (Stephanie Martini) und ihre Schwester Thomasina (Emma Appleton), zwei ganz normale junge Engländerinnen, verbringen 1938 ihre Nächte damit, David Bowies „Space Oddity“ zu lauschen, die Mondlandung oder Kennedys Ermordung zu bestaunen. Denn ihre Erfindung, die sie Lola nennen, bringt ihnen Radio- und TV-Sendungen aus der Zukunft auf den Schirm. Übersetzt ins Jetzt; sie entdecken tiktok, youtube - egal, jedenfalls 3.0 - und hängen die ganze Zeit vor der Glotze, zocken Pferdewetten, lernen schon mal Rock'n'Roll und Punk. Bis ihnen aufgeht, dass dieser Hitler aus Nazideutschland halb England in Schutt und Asche bombardieren wird… Der irische Regisseur Andrew Legge griff nach einer 16mm Bolex-Kamera, durchforstete eifrig britische WWII Archive und mixte bestes Guy Maddin Handwerk mit der Tradition des Zeitreisen-Magiers Chris Marker. Der Versuch ein Ereignis zu verhindern, wird zu dessen Auslöser. Aber die Regierung muss gewarnt, Leben müssen gerettet werden, und wegen der zu erwartenden Ereignisse muss Lola zur Waffe werden. Zu einer Art „Welt-Rettungs-Maschine“. Andererseits sah Martha wohl auch Kubricks »Dr. Strangelove« und weiß um die fatalen Konsequenzen im War Room. Egal. Als die zwei „Engel von Portobello“, die anfänglich nur die Bevölkerung vor Angriffen warnen, durch die britische Spionageabwehr entdeckt werden, nehmen die Dinge eine unvorhersehbare Wendung. Zwar zeigt ihre Zusammenarbeit mit dem Militär erste echte Erfolge, doch die Schwestern tappen in die Falle, nennen wir sie ruhig die Enigma-Falle; Lasse deine Gegner niemals wissen, dass du alles weißt. Ach ja, und dann gibt es ja noch das Ursache-Wirkung- Paradoxon. Martha sucht 1973 vergeblich nach David Bowie und findet statt dessen britische Charts auf ihrem Schirm, in denen ausschließlich faschistische Popsongs laufen…
alpa kino