Alle die du bist

Eine Kämpferin: Nadine (Aenne Schwarz) hat sich von jeher durchbeißen müssen, sie ist es nicht anders gewohnt. Auf der Arbeit stemmt sie sich als Wortführerin gegen die Abwicklung ihres Betriebes für Bergbaumaschinen, daheim fühlt sie sich für die Konflikte ihres Liebsten verantwortlich, beruhigt, tröstet, stabilisiert, setzt sich für ihn ein. Nur neuerdings verändert sich ihre Wahrnehmung dieses Mannes, mit dem sie seit Jahren alles teilt, den sie so ungewöhnlich und faszinierend fand. Als Nadine spürt, wie ihre Beziehungszweifel in den Alltag sickern, nimmt sie auch diesen Kampf auf. Mit einem simplen, aber wirkungsvollen formalen Kniff zeigt Regisseur Michael Fetter Nathansky Paul aus der Perspektive Nadines: als wilden Stier, kleinen Jungen, verunsicherten Teenager und gar als fürsorgliche Großmutter. Anne Schwarz gelingt es mit ihrem Spiel, diese multiplen Ichs ihres Gegenübers zusammenzuhalten, ihnen Glaubwürdigkeit zu verleihen. »Alle die du bist« ist ein atmosphärisch dichter Film über eine Beziehungskrise unter großem Existenzdruck in einem Milieu, dem sich Kinofilme aktuell viel zu selten widmen.
Grit Dora