Here

Ich glaube, ein Großteil von uns ist sich einig, was wir zurzeit alle mal wieder bräuchten, ist ein klassischer Tom-Hanks-Feel-Good-Film. Mit »Here« bringt Robert Zemeckis (»Zurück in die Zukunft«, »Forest Gump«, »Cast Away«) eine ambitionierte Adaption der gleichnamigen Graphic Novels von Richard McGuire auf die Leinwand und schnappt sich dafür wieder sein bestes Pferd im Stall, Tom Hanks. Der Film entfaltet seine Handlung auf eine einzigartige Weise, indem er die Geschichte eines einzigen Raumes erzählt - und gleichzeitig durch die Zeit reist. Schauplatz ist ein gewöhnliches Wohnzimmer, das zum stillen Zeugen der menschlichen Existenz wird, während die Jahrzehnte, Jahrhunderte und sogar Jahrtausende an ihm vorbeiziehen. Der Raum ist der einzige fixe Faktor, während sich die Welt um ihn herum verändert. Menschen kommen und gehen, leben und sterben, Geschichten beginnen und enden. Zemeckis nutzt innovative visuelle Techniken, um diese Reise durch die Zeit zu veranschaulichen, wobei die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft immer wieder nahtlos ineinander übergehen. Die Grenzen zwischen den Zeiten verschwimmen, so dass Momente aus verschiedenen Epochen in einem einzigen Bildraum nebeneinander existieren. Mit »Here« wagt Zemeckis einen kühnen filmischen Schritt, der das Publikum mit einer neuen, poetischen Erzählweise herausfordert und fasziniert. Wenn man sonst die Familiengeschichte amerikanischer Häuser im Kino sieht, geht es meist darum, wer darin ermordet wurde. In »Here« sehen wir, wie dann gelebt wurde. Wie entspannend.
José Bäßler