Sonderveranstaltung

Here We Come

Dokumentation/Musik, Deutschland 2006

So war das damals. Auf dem Museumsplatz in Dessau trafen sich die Jungs, nachdem sie geschnallt hatten, dass der Fernseher nicht kaputt gewesen war. Was sie da gesehen hatten, das war BREAKDANCE. Und dann lief es ab wie üblich in der DDR. Vorm Spiegel stehen sie und üben die moves, fragen die Mutti, ob sie einen Puma-Anzug nähen kann und dann bemalen sie die Essengeld-Turnschuhe mit Textilfarbe. Wer Anfang der Achtziger kein Popper, kein Blueser und auch kein Stino sein wollte, der machte ElectricBoogie. Und gab sich Namen wie „Automatic Freaszy Crew“ oder “Stretch Breakers“. Dann kam der eigentliche Urknall mit »Beat Street«, der relativ schnell in den DDR-Kinos lief, weil er die „internationale Solidarität mit den unterdrückten Farbigen dokumentierte“. Was man dort an Bewegungen auch beim zwanzigsten Mal Anschauen nicht herausfand, das wurde einfach neu erfunden. Bald folgte die wundersame und schmerzhafte Metamorphose von der Straßenclique zum verdienten Volkskunstkollektiv des akrobatischen Schautanzes. Die Jungs wurden auf der Linoleummatte an der Ecke bejubelt, von den Staatsorganen eingekesselt und verhaftet sowie nach und nach durch die FDJ vereinnahmt. Was man nicht mehr verbieten konnte, wollte man wenigstens kontrollieren. Gegen Ende der Achtziger versuchen noch einige aus dieser Umklammerung zu flüchten, z.B. in die Tonhalle Radebeul, selbst gemachte Rapmusik heißt die neue Nische, doch dann wirbelt die Wende alles wild durcheinander. Regisseur Nico Raschik suchte mehr aus Enttäuschung über »Sonnenallee« und die gängigen Ossi-Filme nach einem Thema und fand wahre Schätze an Originalaufnahmen, traf und fand etliche Helden der Szene, hörte sehr geile Geschichten aus erster Hand. Lang lebe der ElectricBoogie.