Mahler auf der Couch

Drama, Deutschland/Österreich 2010, 101 min

»Mahler auf der Couch« ist tragikomisches Kino mit viel Witz, Intelligenz und Biss.
Der große Komponist Gustav Mahler begibt sich zu Psychoanalytiker Siegmund Freud, um sich Rat zu holen hinsichtlich seiner Eheprobleme.
Seine schöne, kluge, talentierte und fast 20 Jahre jüngere Frau Alma wird ihm mit Walter Gropius untreu, worüber er sich eigentlich nicht wundern muss und dennoch, der sehr egomane Mahler kommt nicht darauf, woran es liegen könnte.
Wunderbar die Dialoge der beiden Männer. Trotz des unschönen Problems werden sie mit viel Esprit geführt. Statt ihm klar darzulegen, was der Tumor der Angelegenheit ist, stellt Freud eine Menge unangenehmer Fragen, deren Antworten er auch unnachgiebig nachgeht.
Eine gute Idee der beiden Adlon-Regisseure ist die Erzähler-Situation aus dem Off durch Almas Mutter und anderer Zeitzeugen, wodurch der Zuschauer gut in die komplexe Familien- und Zeitgeschichte mitgenommen wird.
Natürlich muss der Soundtrack erwähnt werden. Wunderschöne Sätze aus seiner 5. und 10. Sinfonie ziehen eindrucksvoll durch den Film. Aus seiner 10. und letzten unvollständigen Sinfonie kann man spürbar seine Wut und seine Verzweiflung heraushören, aber auch wieder sehr liebevolle Momente seiner Erinnerung.
Allerdings, wenn man die Geschichte genauer kennt, hat man immer ein klares Bild vor Augen, z.B. dass Zemlinsky ja ein ziemlich unansehnlicher Mensch gewesen sein muss, im Film aber ein sehr appetitlicher Typ ist und Alma Mahler damals wiederum eine außergewöhnlich schöne Frau war, was das Casting auch nicht so präzise berücksichtigt hat, da ist man ein wenig ernüchtert. Unbestritten muss aber erwähnt werden, dass Barbara Romaner schauspielerisch große Arbeit geleistet hat.
Bei herrlichstem Baggerseewetter war das Kino Ost zu Dreiviertel besucht. Ein schönes Ergebnis, das zeigt, dass nicht nur Agenten mit viel Action Leute in die Kinos ziehen, sondern dass es offensichtlich auch ein Interesse an kultivierten Themen gibt.
BSC
BSC