Vena

Haftantritt vs. Schwangerschaft; für Jenny hält das deutsche Recht leider keinen Spielraum vor. Die werdende Mutter hatte ordentlich Beef mit Jugendamt und Justiz und taumelt jetzt zwischen Verantwortung und Überforderung. Mit dem Kindsvater Bolle verbindet sie eine unstillbare Sucht nach einem ganz normalen Leben. Und nach den Drogen, die ihr solches verheißen. Als ihr das Amt Hilfe anbietet, werden die Probleme auch nicht kleiner. Die Familienhebamme Marla soll Jenny auf Mutterschaft und Entbindung vorbereiten, auch auf die „Entbindung“ von ihrem Neugeborenen in der JVA. Pah! Was weiß denn diese Marla schon von Glück? Von Videospielen? Und was von den dicken Steinen? Beide Frauen brauchen Zeit, Vertrauen und Kraft. Und Jenny braucht dringend einen Mutter-Kind-Platz, doch dafür muss sie ihren Drogenkonsum in den Griff bekommen, sonst droht ihrer Tochter ein sehr schwerer Start ins Leben…
Ein eindrucksvolles Gesellschaftsporträt liefert Autorin und Regisseurin Chiara Fleischhacker mit diesem krassen Film ab, welches sich nährt aus einer langjährigen Recherche unter Drogen- Konsumentinnen sowie aus jahrelangen Erfahrungen von JVA-Gynäkologen mit Risikoschwangerschaften im Strafvollzug. Die 106 Plätze in den Mutter-Kind-Heimen hinter deutschen Gittern sind begrenzt. Also werden nicht selten Mütter wieder zurück in ihre Zellen gesperrt nach der Geburt. Dabei bestimmt nichts unser Leben so sehr,+ wie die Nähe und das Vertrauen, das wir in den ersten Lebensmomenten und -wochen zu unserer Bezugsperson aufbauen. Bindung ist das Zauberwort. Entbindung die Gefahr.
alpa kino