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The Outrun

Drama, Großbritannien 2023, 118 min

»The Outrun« ist der neueste Spielfilm der deutschen Regisseurin Nora Fingscheidt, der seine europäische Premiere auf der diesjährigen Berlinale feierte. Wie bereits in ihrem zu Recht hochgelobten »Systemsprenger« geht es hier um eine junge Frau, die sich mit ihren Grenzüberschreitungen sozial nicht einzuordnen weiß und aufgefangen werden muss. Der Film beruht auf den Memoiren von Amy Liptrot, in denen sie den Kampf mit ihrer Alkoholsucht schilderte und wie dieser sie wieder in ihre Heimat brachte. Der Film bleibt dabei der Vorlage treu, ändert aber Namen und fügt die eine oder andere Begebenheit hinzu, um das Innenleben seiner Protagonistin zu schildern. Rona (Saoirse Ronan) gab sich in London jahrelang dem Alkohol hin, bis ein Absturz sie wachrüttelte. Sie kehrt in ihre Heimat, die schottischen Orkney-Inseln, zurück. Dort verbringt sie ihre Tage mit Spaziergängen und Besuchen von Therapiegruppen und ihrer Familie inklusive ihrem bipolaren Vater Andrew (Stephen Dillane). Fingscheidt, die zusammen mit der Autorin das Drehbuch geschrieben hat, erzählt die Suchtgeschichte dabei nicht chronologisch, sondern springt wie die Erinnerungen in der Zeit hin und her. Dabei sind die Schilderungen nicht neu in der Filmlandschaft, auch das Potpourri an Gefühlen, das die Süchtigen erleiden, ist bekannt. Aber Fingscheidt macht die Gefühle in aller Ambivalenz spürbar. Man fühlt mit Rona, aber auch mit den Menschen, die sie vor den Kopf stößt, mit. Das liegt natürlich auch an der fantastischen Wahl der Hauptdarstellerin. Besonders sind auch die Drehorte direkt auf den Orkney-Inseln und die Besetzung von Nebenrollen mit Laiendarsteller:innen oder Menschen mit Suchterfahrung. So ist »The Outrun« ein durch und durch sympathischer, emotionaler Film, den man auf der großen Leinwand gesehen haben sollte.
Doreen