Könige des Sommers

Es geht um guten Käse, genauer um die Herstellung des besten Comté. Der 18-jährige Totone (Clément Favreau) genießt sein Leben, feiert, trinkt und hilft kaum auf dem väterlichen Hof. Als er plötzlich die alleinige Verantwortung für seine siebenjährige Schwester und die Landwirtschaft übernehmen muss, reibt er sich die Augen. Es gilt, den Lebensunterhalt zu verdienen, aber was kann Totone schon? Er probiert herum und setzt dann alles auf eine Karte: Beim Landwirtschaftswettbewerb den besten Comté-Käse der Region präsentieren und damit die Goldmedaille plus Geldprämie einstreichen. Das klingt so märchenhaft wie sein Name, aber Totone legt los, der Unterstützung seiner Schwester, seiner Liebsten und der besten Freunde gewiss. Kann das was werden? Durchhaltevermögen ist Totone noch fremd…
In ihrem Spielfilmdebüt verbindet Regisseurin Louise Courvoisier die tragisch grundierte, aber vor Lebenslust schier berstende Coming-of-Age Geschichte eines Bauernjungen mit der Wertschätzung von Landschaft, Menschen (und Nutztieren) des Juragebirges, ihrer Heimat. Man fragt sich angesichts der überzeugenden Einblicke in die milchverarbeitenden Wirtschaften, warum es so wenige Filme über Käseherstellung gibt. Louise Courvoisier hat da eine charmante Nische entdeckt.
Jimmie Rodgers Fifties-Hit „Kisses Sweeter Than Wine“ treibt die Handlung voran, der Charme und die mitreißende Frische dieses Spielfilmdebüts speist sich aber vor allem aus dem geschickt gebauten Drehbuch und dem exzellent zusammenspielenden Laien-Cast. Bedenken tragende, den Schwung bremsende Erwachsene kommen kaum vor. Ein zum Augenreiben schöner leichter Landfilm, kein bisschen rückwärts gewandt, zutiefst heutig, wunderbar sinnlich und mit jeder Menge frischem Käse.

Grit Dora