In der Laufzeit von 216 Minuten ist eine in den Film integrierte, 15-minütige Pause enthalten.

TRAILER

Der Brutalist

Drama, USA/Großbritannien/Ungarn 2024, 216 min

1947 kommt er im Hafen von Ellis Island an: Der jüdische Architekt László Tóth (Adrien Brody) hat den Holocaust überlebt, jetzt will er in den USA ein neues Leben für sich und seine Frau aufbauen. Tóth, der am Dessauer Bauhaus studierte und sich in Deutschland schon einen Namen machte, schlüpft bei seinem Cousin Attila (Alessandro Nivola) unter und arbeitet in dessen Möbelgeschäft. Doch er kann nicht bleiben, landet auf der Straße, schlägt sich mit Hilfsarbeiter-Jobs durch, immer seine Morphium-Sucht im Nacken. Doch schließlich bekommt der Architekt die Möglichkeit, ein ambitioniertes Projekt für den Magnaten Harrison Lee Van Buren (Guy Pearce) zu realisieren. Das Denkmal für die Mutter Van Burens wird zu Lászlós Nagelprobe in der neuen Welt. Der Wunsch nach einer seinem Können angemessenen Karriere, sein Perfektionismus und seine Suchtprobleme führen zu heftigen Komplikationen. Nicht zuletzt der Antisemitismus der protestantischen Einheimischen macht ihm das Leben schwer. Kaum zu glauben, dass Regisseur und Drehbuchautor Brady Corbet »Vox Lux« (2018) die Biografie des László Tóth erfunden hat, so plastisch und nachvollziehbar erscheint das Schicksal des Protagonisten. Ambitioniert ist nicht nur das Narrativ. Corbet hat seinen neuen Film im seit Jahrzehnten nicht mehr verwendeten VistaVision-Format auf analogem Filmmaterial gedreht. Das sorgt für unvergleichliche Brillanz und Sinnlichkeit der Bilder, etwa bei Großaufnahmen von Marmor und Beton. Cineasten werden nach Programmkinos fahnden, in denen die raren 70mm-Vorführungen laufen. Adrien Brody überzeugt aber auch digital in einer wahren Tour de Force der Schauspielkunst. Flankiert wird er kongenial von Guy Pearce, der den superreichen, aber geschmacksunsicheren Selfmade-Man Van Buren mit großer Geschmeidigkeit verkörpert. Ein wahrhaft fabelhaftes Kinoereignis.
Grit Dora