Zweitland
Für die Menschen ist es niemals gut, wenn geographische Randgebiete mitsamt ihrer Bevölkerung per Handschlag und Unterschrift plötzlich zum Nachbarland gehören. Die europäische Geschichte kennt viele Beispiele; in Südtirol litten mehrere Generationen zwischen 1918 und 1972 unter dem Zuschlag des deutschsprachigen Landstriches zu Italien. Vor dem Hintergrund zweier Volksgruppen, die sich wechselseitig ablehnen und verwünschen, erzählt dieser hochaktuelle Film seine eigentliche Geschichte von den Passler-Brüdern Anton und Paul. Der ältere Anton (Laurence Rupp) bekam frühzeitig den Hof vom Vater vermacht, der sich totgesoffen und eigentlich von hier fort gewünscht hatte. Der jüngere Paul (Thomas Prenn) erbte Vaters künstlerische Ader wie auch den Wunsch, in München an der Kunsthochschule zu studieren. Über derlei Hirngespinste können kernige Bergbauern nicht einmal im Wirtshaus lachen. Über die Ausweglosigkeit angesichts italienischer Benachteiligung und staatlicher Repressalien allerdings genauso wenig. Anton gehört zum separatistischen Widerstand, wie auch Pauls bester Freund Hans, und deren „Feuernacht“ mit den Anschlägen auf die norditalienische Energieversorgung stellt im Film alle Beteiligten an neue Plätze, vor neue Aufgaben und fortwährend vor die Frage, wie viel gegenseitige Ablehnung und wie viel Hass hält eine Gemeinschaft aus. Ehe sie zerbirst. Hans wird von der Polizei verhaftet und gefoltert, Anton muss untertauchen, und Paul, der mit all dem nichts zu tun haben mag, findet sich wieder auf Vaters Hof als einziger Mann. Der von nun an auch für Antons Frau Anna (Aenne Schwarz) und dessen Sohn sorgen muss. Es ist Anna, die inmitten sich radikalisierender Männer immerzu darauf schaut, dass ein Gespräch zwischen Nachbarn nicht vollends erlischt. Ihr weiblicher Verstand sucht händeringend nach Verständigung. Und die italienische Polizei sucht nach Pauls Bruder… Kultur, Tradition und Familie, Verrat, Freiheit und eine gemeinsame Zukunft sind die Themen des jungen Südtiroler Spielfilm-Debütanten Michael Kofler.
alpa kino
Buch: Michael Kofler
Regie: Michael Kofler
Darsteller: Thomas Prenn, Aenne Schwarz, Laurence Rupp, Francesco Acquaroli, Andrea Fuorto, Niclas Carli, Fabian Mair Mitterer, Caterina Gabanella, Roland Selva
Kamera: Felix Wiedemann
Musik: Teho Teardo
Produktion: Wasiliki Bleser, Rainer Kölmel, Gabriele Kranzelbinder, Barbara Pichler, Martin Rattini, Nina Spilger
Bundesstart: 04.12.2025
Start in Dresden: 04.12.2025
FSK: ab 12 Jahren