25. August 2022

Wir vermissen einen großartigen Menschen und Regisseur!

Ein Nachruf auf Wolfgang Petersen
Wir vermissen einen großartigen Menschen und Regisseur!

Liebe Freunde des heimischen Exportschlagers. Nicht vielen deutschen Filmemachern war und ist es vergönnt, mit ihrer Kunst auch ein internationales Publikum zu erreichen. Diese Großtat gelang ausgerechnet einem Ostfriesen, einem Mann aus Emden. Ich schreibe „ausgerechnet“, da mir spontan hier nur drei berühmte Ostfriesen, die aus Emden stammen, einfallen. Otto Waalkes, Tex Morton, und der Herr habe ihn selig, Wolfgang Petersen, der mit »Das Boot« deutsche und internationale Filmgeschichte schrieb und mit unfassbaren sechs Oscar-Nominierungen seinen internationalen Durchbruch schaffte. Diese sechs Nominierungen stellen bis heute einen absoluten Rekord für eine deutsche Produktion dar, und man muss sich aber auch gleichzeitig fragen, was seit 41 Jahren im Filmland Deutschland eigentlich schief gelaufen ist! Kaum brachte man in Hollywood einem Deutschen soviel Respekt entgegen wie ihm. Aber erst mit »The Line of Fire« mit Clint Eastwood und John Malkovich 1993 wurde ihm nun auch der große Erfolg in den USA und die große Anerkennung durch die Riege der obersten Hollywoodgrößen wie Glenn Close, Brad Pitt, Dustin Hoffman, Harrison Ford, Morgan Freeman oder George Clooney vergönnt. Man erinnere nur neben »The Line of Fire« an »Outbreak – Lautlose Killer«, »Air Force One«, »Troja« und »Poseidon«. Natürlich nicht zu vergessen »Die unendliche Geschichte«, mit der am Ende der Autor Michael Ende nichts anfangen konnte und ich als 20-Jähriger irgendwie auch nicht. Auch sollte noch mal daran erinnert werden, dass Wolfgang Petersen auch ein gefeierter Fernseh- und vor allem Tatort-Regisseur war. Die Tatort-Folge und Klassiker »Reifezeugnis« (1977) mit der 15-jährigen Nastassja Kinski und Christian Quadflieg, ist nach dem Tatort: »Rot – rot – tot« von Theo Mezger aus dem Jahre 1978 der bis heute der zweiterfolgreichste Tatort überhaupt. Bemerkenswert für die damalige Zeit auch sein Film »Die Konsequenz«, ein Plädoyer für Toleranz und Achtung gegenüber Homosexualität nach dem Roman von Alexander Ziegler. Der Film mit Jürgen Prochnow in der Hauptrolle löste einen Skandal aus, als sich der BR aus der Übertragung der Erstausstrahlung im Fernsehen ausschaltete, da der Sender der Ansicht war, das Thema des Films sei nicht für ihr Publikum geeignet. Als der Film kurz darauf offiziell im Kino anlief, war er jedoch auch in Bayern zu sehen. Er hatte noch Einges vor, doch Corona und nun sein plötzlicher und unerwarteter Tod beendeten sein letztes Projekt auf schmerzliche Weise. Zufrieden mit sich und mit der Welt im Reinen, wirkte Wolfgang Petersen noch voriges Jahr im ARD-Interview zu seinem 80. Geburtstag: „Ich bin unterm Strich, solange meine Frau und ich gesund sind, sehr zufrieden, wir haben ein wunderschönes Haus, ein wunderschönes Leben.“

Wir vermissen einen großartigen Menschen und Regisseur. Lebe wohl, gute Reise und man sieht sich.

Ray van Zeschau


Foto: Brad Pitt in »Troja« als Achilles in einem coolen Leder-Lendenschurz, 2004 nahm auch Dank Wolfgang Petersen seine Karriere richtig Fahrt auf. Für diesen Film entdeckte Petersen auch die junge Diane Kruger.