7. Januar 2020

Sag beim Abschied leise: Hasta la Vista, junger Padawan!

Für die Generation der Kinofreunde, die noch ohne Smartphone aufgewachsen sind, ist das Kinojahr 2019 ein Jahr des Abschiednehmens.
Sag beim Abschied leise: Hasta la Vista, junger Padawan!

Für die Generation der Kinofreunde, die noch ohne Smartphone aufgewachsen sind (also ca. Jahrgang 1899) ist das Kinojahr 2019 ein Jahr des Abschiednehmens. Bei uns wurde zum ersten mal „langsam gestorben“, John Rambo hatte langes, natürlich gewachsenes Haar, eine zukünftige Tötungsmaschine wurde zum Vaterersatz und voller Staunen erlebte man dabei, wie ein flüssiger Metallmann durch eine Gittertür diffundierte. Bruce Willis hat das langsame Sterben schon vor einiger Zeit dankenswerterweise aufgegeben und erscheint gelegentlich, mal mehr, mal weniger motiviert, auf der Leinwand. Doch Sylvester Stallone und Arnold Schwarzenegger trugen nun ihre großen Charaktere zu Grabe. Nicht, dass es den fünften Rambo oder sechsten Terminator gebraucht hätte, aber es war doch ein versöhnlicher Abgang. Zumindest hofft man, dass es nun dabei bleibt. Vielleicht macht es die Computertechnik ja in 5 Jahren möglich, ganze Filme mit alten Gesichtern  zu bestücken.

Der aktuelle »The Irishman« von Martin Scorsese (Foto) zeigt schon mal, wohin die Reise gehen kann. Allerdings hat der digitale, junge Robert de Niro immer noch den Körper des fast 80-jährigen Bob. Doch damit wird ein weiterer Weg aufgezeigt – ist das Kino etwa eh nur noch ein Relikt? „Streaming“ ist das Zauberwort, Netflix und Co bringen aufwendige Serien und Filme in die Wohnstube, eingerichtet mit 5 qm Fernsehfläche. Oder man schaut auf dem Handy in der Straßenbahn. Den »Irishman« zeigte man nur noch auf der Leinwand, damit er von der Oscar-Jury bewertet werden darf. Und auch online wird sich fortsetzen, was seit 1977 die Kinowelt prägte wie keine andere Filmreihe. Mit »Star Wars 9: Der Aufstieg Skywalkers« endet vorerst eine Zyklus, der Generationen in seinen Bann zog und dessen Zitate zum allgemeinen Kulturgut wurden. So weit hat es das Marvel-Versum nicht geschafft, aber den Fans bleibt die Träne im Knopfloch in Erinnerung, als in diesem Frühjahr nicht nur Thanos, sondern auch Iron Man von uns gingen. Und trotz aller Unkenrufe – Kino lebt! Das runde, im Stadtzentrum, hat einen neuen Spielsaal mit Liege-Lümmelplätzen bekommen, die Schauburg eine Etage zusätzlich aufs Dach und das KiD zieht komplett in neue Gefilde im Kraftwerk Mitte um.  

Kino 2020 ist vielleicht einer der wenigen Orte, wo man allein oder mit Freunden etwas erleben kann, die alten und neuen Helden (w/m/d) bewundern darf und das, ohne alle 10 Minuten aufs Telefon zu gaffen.

Pinselbube