7. Juni 2013

Pro und Contra »Iron Man 3«

Robert Downey jr. muß wieder alleine ran, die Redaktion nimmt dies mit gemischten Gefühlen auf
Pro und Contra »Iron Man 3«
Nachdem die »Avengers« im vergangenen Jahr die Welt gerettet haben, muss Robert Downey jr. in »Iron Man 3« nun wieder alleine ran. Die Kinokalender-Redaktion nimmt dies mit gemischten Gefühlen auf.

Pro:

Vorweg ein Geständnis: Comic-Verfilmungen mit Superhelden im Mittelpunkt gingen mir schon immer auf die Nerven. Dass sich 1989 sowie 2005 ausgerechnet die von mir als Filmemacher sehr geschätzten Herren Tim Burton und Christopher Nolan eines Mannes im Fledermauskostüm annahmen, war schon eine Zumutung. Zwar schloss ich anschließend ob der dargebotenen Qualität meinen Frieden mit »Batman«, wirklich Lust auf weitere Weltenretter hatte ich jedoch nicht – bis mich »Iron Man« 2008 eines besseren belehrte: ein leichtfüßig inszenierter, mit viel Selbstironie und echten Menschen gespickter Filmspaß, der Lust auf mehr machte. Die Fortsetzung bewirkte zwei Jahre später das Gegenteil, der Massenauflauf der lustig verkleideten Egomanen in „Avengers“ schließlich schoss den Vogel ab. Nein, Superheldenverfilmungen braucht es in meiner Welt nicht.

Keine Ahnung, wie es nun passieren konnte, ein Ticket für »Iron Man 3« zu lösen. Aber, oh boy, was war das für eine gute Entscheidung! Der Ballast von größer, fetter, lauter, »Avengers« ist abgeschüttelt, die Ideenflaute von „Iron Man 2“ verbannt und unser Held Tony Stark endlich wieder bereit für eine charakterliche Weiterentwicklung. Die One-Liner sitzen, die inhaltlichen Wendungen überraschen und die süffisant-ironische Herangehensweise von Co-Autor/Regisseur Shane Black versucht erst gar nicht, die ganze Chose zu ernst aufzuziehen. Das zeigt auch das im Film immer wiederkehrende Motiv der Täuschung: Seien es leere Iron Man-Anzüge, die wahre Natur des Bösewichts oder der Plotverlauf. »Iron Man 3« macht sich ein Riesengaudi daraus, sein Publikum auf mehreren Ebenen immer wieder auf falsche Fährten zu führen.

Okay, das bringt Teil drei auf eine Höhe mit dem ersten anno 2008. Warum also noch mal ins Kino rennen, wenn das Original zu Hause im DVD-Regal neben dem Downey Jr.-Starschnitt steht? Die Antwort ist simpel: Der wahre Trumpf des neuen Abenteuers ist Ben Kingsley als Gegenspieler The Mandarin. Nein, er ist nicht der typische Bösewicht. Nein, er ist nicht der simple Verrückte mit den Allmachtsfantasien. Und ja, auch „Gandhi“ kann richtig fies werden. Wem das noch nicht reicht, der möge sich an der herrlichen Eröffnungssequenz inklusive passender 90er-Jahre-Musik erfreuen (hier zeigt sich, dass Black wirklich keine Schmerzen kennt). Und wenn mir demnächst mal wieder der Nachwuchs mit dem Bettelblick kommt, weiß ich dank Tony Stark nun, wie man dieser fiesen emotionalen Daumenschraube ohne schlechtes Gewissen entkommen kann.

Ja, das ist ein Superheld, wie ich ihn mir wünsche: Mit Tipps fürs tägliche Überleben, neuem Futter für mein Partysprüche-Repertoire und der Erkenntnis, dass selbst mein ärgster Feind… ups! Da hätte ich fast zu viel verraten. Da weise ich doch lieber noch auf die obligatorische, weil Marvel-typische Szene nach dem Abspann hin. Übrigens noch so eine Publikumsveräpplung mit ausgestreckter Zunge und Clownsfratze. Ist zwar beides trotz 3D-Brille nicht zu sehen, aber unüberhörbar. Wirklich, wirklich schön (frech), das!
Csaba Lázár

Contra

Ach Gottchen, schon wieder ein eiserner Mann aus dem Marvelkosmos. Schnell könnte man den Überblick verlieren über die vielen Filme der Superhelden und ihrer gemeinsamen Auftritte wie z. B. 2012 in »The Avengers«. Das war übrigens ein solider Filmspass, der sich dem Genre ironisch und locker aber doch adäquat nährte. So muss sich jede Neuverfilmung auch an der Qualität von »The Avengers« messen und da, so hart muss man es sagen, haben sich Shane Black, mit seinem zweiten Film nach »Kiss Kiss, Bang Bang«, und sein Team etwas verhoben.

Klar ist alles technisch aufwändig, perfekt inszeniert und gibt es gefällige Ansätze in der Story, wie z. B. den Ausflug des knapp dem Tod entronnen Tony Stark ins bodenständige Tennessee wo er auf den kleinen Harley trifft oder die super Idee des mysteriösen Mandarin (gar nicht unrealistisch, die USA und ihre Verbündeten gebären den Terrorismus und seine höllischen Kreaturen). Schön auch die Episode der Rettung der aus der Air Force One geschleuderten Präsidenten Entourage, die der »Iron Man« alle einzeln in der Luft ansammelt und sauber aufgereiht ins Wasser fallen lässt. Das hatte Witz, Klarheit und Spannung. Die wäre dem ganzen Film zu wünschen gewesen.

Die Szenen werden bis einschließlich des üppigen Showdowns brachial und aufwändig in 3D zum Krachen gebracht. Aber die lässige Geschmeidigkeit die gerade auch Robert Downey Jr. in »The Avengers« rüberbrachte, ist verloren gegangen. Die kleinen Witze und Wortgefechte wirken etwas gekünstelt, nicht richtig geeignet weder für Erwachsene noch für Kinder - die hohe Kunst der Doppelbödigkeit ist hoffentlich nicht bei der Synchronisierung abhanden gekommen - und auch die Special Effects lassen die Geradlinigkeit oder so etwas wie eine zündende Idee vermissen. Es rumst zwar ordentlich aber es ist einfach zu viel für den Zuschauer, der etwas gequält eingangs die Orgie der Zerstörung der Starkschen Villa anschauen muss oder beim Finale staunt, was alles an einem riesigen Containerterminal zerstört werden und in Flammen aufgehen kann. Da wäre mehr möglich gewesen!

Aber was soll´s. Für Disney ist mit dem Kauf von Marvel Comics 2009 für 4 Mrd. Dollar bisher alles blenden gelaufen. So spielten allein »The Avengers« über 620 Mio. $, »Iron Man 3« bereits über 500 Mio $ und »Iron Man 2« über 400 Mio $ ein und das Marvel Cinematic Universe bietet in Phase 3 dem geneigten Zuschauer noch ganz neue Möglichkeiten und Figuren.
Mersaw

http://www.ironman3-derfilm.de