1. November 2012
Wie Bono die Welt retten

Es gilt Oliver Stones »Savages« zu besichtigen. Das erste, was mir dazu einfällt, ist nicht Don Winslows Drogenkrimi, den ich nicht gelesen habe, sondern meine Suzuki LS 650 Savage gekauft, gefahren und verkauft Mitte der 1990er Jahre. Aus dem Softchoppen bin ich schon so lange raus, dass ich im ersten Anlauf Shopper statt Chopper schreiben wollte, um mein Zweirad von früher näher zu charakterisieren. Wild ist eben nicht mehr, Einkaufen ist. Soviel zum neuen Jahrtausend. Stone hingegen, Jahrgang 1946, will immer noch wilde Filme machen. Mit hohem Sucht-, Baller- und Sexfaktor. Gesellschaftskritisch, versteht sich. Jetzt also die märchenhafte Story über das Leben der Ménage à trois, Ben, Chon und Ophelia. Kulisse ist wieder mal Kalifornien, durchsetzt mit leichten mexikanischen Einsprengseln. Apropos Mexiko. Mein Lieblings-Filmdialog aus „From Dusk Till Dawn“ geht so: „Was gibt es in Mexiko? Mexikaner!“ In »Savages« klingt das ähnlich: „Wer ist das? Ein Amigo, Amigo.“ Spanisch kommt eben immer gut. Und nein, mit „Mucho Gusto“ wünscht man nicht „Guten Appetit“. Ich dachte ja immer, diese Redewendung hätte irgendwas mit Essen zu tun, aber in Stones neuem „Reißer“, so hat man ja früher diese Art Filme genannt, sagen das die bösen Baja-Kartell-Mexikaner im Rahmen einer zunächst sehr zivilisiert erscheinenden Geschäftsanbahnung zu den netten kalifornischen THC-Boys. Sehr angenehm! Ich glaube, jetzt habe ich es sicher.
Chon und Ben jedenfalls, die Jungs mit dem besten Gras der Welt auf der Pfanne, müssen ihre Liebste retten, die in die Klauen des Kartells gerät. Ben, seines Zeichens Botaniker und Friedfisch, jettet sonst um die Welt wie Bono. Um Gutes zu tun, versteht sich. Aaron Taylor-Johnson, der auch privat einen prima Vertreter der neuen Generation Gutmensch abgibt, macht als Ben eine gar nicht so kathartische Wandlung zum bösen Jungen durch. Oliver, der Stone, kann schon schön böse sein. Die Liebste im gepflegten Dreiecksverhältnis der entspannten Jungmenschen von heute heißt Ophelia, kurz „O“. Der Regisseur hat, Augenzwinkerzwinker, seinen de Sade gelesen. Dass er Sadist ist, wussten wir schon, seit er in JFK den tödlichen Schuss auf den Präsidenten gefühlte zwanzig Mal wiederholte. Benicio del Toro ist als maximaler Bösewicht unterwegs, trägt die hässlichste Fönfrisur seit Javier Bardem in »No Country for Old Men«, erreicht aber trotz schweren Grimassierens nicht ansatzweise dessen babyfaceböse animalische Ausstrahlung. In puncto Verlebtheitsgrad allerdings hat er Bardem inzwischen einiges voraus. John Travolta wiederum gibt sich unbekümmert wie je. Man schaut sich an, wie weit seine Stirnglatze voran geschritten ist und registriert minimale Verhärmungstendenzen im Antlitz von Salma Hayek. Es scheint, der Film hält einfach den Status 2012 fest. Die Jungen sind schön jung und die Alten sind wieder ein bisschen älter geworden. Alle spielen leidlich bis hervorragend, und wirklich fast jede Einstellung erinnert an irgendeinen tollen alten Film. Ich sag nur»Pulp Fiction«. Da ging es ja auch um Motorcycles. Bruce Willis sagte zu Maria de Medeiros den unsterblich schönen Satz: „It´s a Chopper, Baby!“ Dann fuhren sie davon. Und Zed war dead, oh yeah, Baby. Der alte Haudegen Stone lebt und hat auf die Leichte einfach mal wieder gemacht, was er sowieso schon immer hervorragend konnte. Bloß nicht wie Bono die Welt retten!
Grit Dora
Chon und Ben jedenfalls, die Jungs mit dem besten Gras der Welt auf der Pfanne, müssen ihre Liebste retten, die in die Klauen des Kartells gerät. Ben, seines Zeichens Botaniker und Friedfisch, jettet sonst um die Welt wie Bono. Um Gutes zu tun, versteht sich. Aaron Taylor-Johnson, der auch privat einen prima Vertreter der neuen Generation Gutmensch abgibt, macht als Ben eine gar nicht so kathartische Wandlung zum bösen Jungen durch. Oliver, der Stone, kann schon schön böse sein. Die Liebste im gepflegten Dreiecksverhältnis der entspannten Jungmenschen von heute heißt Ophelia, kurz „O“. Der Regisseur hat, Augenzwinkerzwinker, seinen de Sade gelesen. Dass er Sadist ist, wussten wir schon, seit er in JFK den tödlichen Schuss auf den Präsidenten gefühlte zwanzig Mal wiederholte. Benicio del Toro ist als maximaler Bösewicht unterwegs, trägt die hässlichste Fönfrisur seit Javier Bardem in »No Country for Old Men«, erreicht aber trotz schweren Grimassierens nicht ansatzweise dessen babyfaceböse animalische Ausstrahlung. In puncto Verlebtheitsgrad allerdings hat er Bardem inzwischen einiges voraus. John Travolta wiederum gibt sich unbekümmert wie je. Man schaut sich an, wie weit seine Stirnglatze voran geschritten ist und registriert minimale Verhärmungstendenzen im Antlitz von Salma Hayek. Es scheint, der Film hält einfach den Status 2012 fest. Die Jungen sind schön jung und die Alten sind wieder ein bisschen älter geworden. Alle spielen leidlich bis hervorragend, und wirklich fast jede Einstellung erinnert an irgendeinen tollen alten Film. Ich sag nur»Pulp Fiction«. Da ging es ja auch um Motorcycles. Bruce Willis sagte zu Maria de Medeiros den unsterblich schönen Satz: „It´s a Chopper, Baby!“ Dann fuhren sie davon. Und Zed war dead, oh yeah, Baby. Der alte Haudegen Stone lebt und hat auf die Leichte einfach mal wieder gemacht, was er sowieso schon immer hervorragend konnte. Bloß nicht wie Bono die Welt retten!
Grit Dora
http://movies.universal-pictures-international-ger...
