5. September 2008

Ein Sympathieträger

ohne Gleichen, einer unser Besten
Ein Sympathieträger
Liebe Filmfreunde, sehr geehrte Genossinnen und Genossen,
Die meisten von Ihnen werden es bereits voller Trauer aus der Tagespresse erfahren haben: Ein Sympathieträger ohne Gleichen, einer unser Besten ist tot, Günter Schubert. Er war ein ganz Großer des DDR-Films und schaffte es trotzdem, sich als Schauspieler im wiedervereinigten Deutschland zu etablieren. Unvergessen sein Thomas in der kultigen TV-Serie „Zur See“, dessen Erkennungsmelodie sich wahrscheinlich für immer in meine Festplatte gebrannt hat. Angesichts der enormen immer wiederkehrenden Wiederbelebungen erfolgreicher Filmstoffe hatte man es in diesem Falle ignoranter- und sträflicherweise verabsäumt, ein Remake hinterher zu schieben. Man, das wärs gewesen. Nun aber ist es zu spät, und ohne Kapitän Karsten und Thomas geht es absolut nicht. So also werde ich mein Drehbuch „Zur See-Reloaded“, welches ich von 1998-2003 geschrieben habe, schweren Herzens verbrennen und die Asche feierlich am 8. April, Günters Geburtstag, an der Warnemünder Mole der Ostsee übergeben. Lieber Günter, all Zeit gute Fahrt und man sieht sich.

Aus gegebenem Anlass noch mal auszugsweise das Interview mit Günter Schubert, welches ich vor 4 Jahren in Dresden mit ihm geführt habe.

Interview mit dem verdienten Schauspieler des Volkes, unserem Günter Schubert
Tach, haben Sie eventuell einen Sohn namens Olaf?
Günter Schubert: Tach, nee, meiner heißt Günter äh Quatsch, Alexander!
Wann waren Sie zum letzten Mal zur See?
Günter Schubert: Wann ich zur Seeee war? Sprechen sie jetzt von dem Film oder wann ich zum letzten Mal auf dem Wasser war. Zur See war ich das letzte Mal im Sommer auf dem Möckelsee. Ansonsten habe ich mich dieses und die letzten Jahre auf dem Wasser sehr wenig rumgetrieben.
Was macht eigentlich die MS Fichte?
Günter Schubert: Die Johann Schrottlieb Fichte, haben wir immer gesagt, die hamse glaub ich verkauft, nach Afrika, soviel ich weiß und da soll ´se in der Mitte durchgebrochen sein oder irgend so was.
Or nöö! Könnten Sie sich vorstellen, im Zuge der Comebackshows und Verkultung der DDR die Serie „Zur See“ noch mal aufleben zu lassen?
Günter Schubert: Nee, das wär ja ´n Totenschiff und es reicht ja auch, wenn sie jetzt die Schwarzwaldklinik auffrischen.
Stört es Sie, dass Sie der Typ Schauspieler sind, den man, wenn man ihm auf der Straße begegnet, glatt duzen und mit Günti oder Günni ansprechen möchte?
Günter Schubert: Also mit Günni werde ich nicht angesprochen. Das Wort Schubi fällt aber sehr oft. Dass ich geduzt werde, stört mich nicht, sonst müsste ich mich jeden Tag aufregen.
Haut man Ihnen auch unverblümt auf die Schulter?
Günter Schubert: Passiert natürlich auch sehr oft und, Frauen im fortgeschrittenen Alter sagen dann gern, “Gündi, du bist doch unsor Schubi“.
Herrliche Welt. Hätten Sie lieber mehr Finsterlinge in ihrem Leben gespielt wie z.B. „Der Mann im Baum“?
Günter Schubert: „Der Mann im Baum“ ist eine Chance, die man nie wieder bekommt. Aber Finsterlinge?
Sie sind ja aber schon festgelegt auf den Sympathieträger von nebenan.
Günter Schubert: Das war ja dann auch das Überraschende beim „Mann im Baum“. Da stand die DDR Kopf... und dann kam die Wende.
Kam es ihrer Karriere zu Gute, im Sternzeichen Widder geboren zu sein? Ihre Antwort würde mir sehr helfen.
Günter Schubert: Sind sie auch Widder?! Wunderbar.
Na da brauchn wir ja uns bloß in de Augen zu kieken.

Ich danke für das Gespräch und die Hoffnung für meine Karriere.

Das Gespräch und Günter Schuberts Hund führte Ray van Zeschau, Ray van Zeschau 2008