29. Juni 2012

Weil wir klüger sind als die Anderen

Im Rundkino „Men in Black“ gucken
Weil wir klüger sind als die Anderen
Es gilt »Men in Black 3« in 3D zu besichtigen. Wir zwei haben Sushi dabei, was inhaltlich gut passt, denn die erste Glibber- und Schleimschlacht findet beim Asiaten statt. Der Filmasiate hat einen Fisch dabei, der laut Agent J, sprich Will Smith, wie jemand aussieht, der vom Planeten Igitt kommt. Erster Treffer für die Zitatesammlung. Vielleicht bringen wir auch einen gewissen Igitt-Faktor für das ansonsten sehr junge Publikum mit. Obschon wir nicht ganz in der Altersklasse von Tommy Lee Jones spielen, aber das kriegt dann auch keiner mit, weil ja alle diese 3D-Brillen aus Kunststoff tragen. Von Kunststoff ist jetzt die Rede, weil ich mich nicht zwischen „Plaste“ und „Plastik“ entscheiden kann. Die Pappbrillen jedenfalls, die von damals, als im Rundkino noch mongolische Märchen in 3D liefen, die waren natürlich viel schöner. Sagen die Rückwärtsgewandten, also wir.

Und wenden unsere Aufmerksamkeit wieder der Leinwand zu. „Es ist wie mit allen anderen Dingen: Man muss sich schön fest anschnallen und dann das Beste hoffen“, sagt da gerade ein Nerd, denn jetzt fliegt Will Smith vom Chrysler Building, um im Jahr 1969 zu landen. Im Nachhinein ist das so ziemlich die einzige Szene, die den 3D-Einsatz rechtfertigt. Was neben J alles durch die Luft flattert an Crash-Börsianern und wie er mit den Füßen in letzter Sekunde sein Zeitreiseührchen festkrallt, ist schon lustig. Wir lachen mehr als die anderen, was bei einem Sequel nicht unbedingt selbstverständlich ist. Wir finden es zum Beispiel saukomisch, dass Josh Brolin extrem frisch gefärbt aussehendes Haupthaar durch den Film trägt. Und dass man in einigen Szenen so schön den Zentimeter Ansatz sieht, der inzwischen rausgewachsen ist. Ja, Filme drehen dauert lange und irgendwann ist auch das dickste Budget alle.

Apropos Maske: Bis auf Will Smith haben alle viel zu viel Teint drauf. Wir finden es lustig, dass Emma Thompson hinter ihrer dicken Farbschicht nicht gleich zu erkennen ist. Sie sieht nicht schlecht, aber irgendwie seltsam aus - und spielt locker über ihre fünf Millimeter Flüssigteint-Bande. Tommy Lee Jones hingegen ist in jeder Hinsicht ganz und gar der Alte schlechthin. Sein unverwechselbares Antlitz, Teint hin oder her, konkurriert inzwischen mit der Rissigkeit einer besonders edlen Craquelé-Vase. Auch bei der Andy-Warhol-Nase für Bill Hader haben die Maskenbildner ziemlich Gas gegeben. Die spezifische Rötung der Warholschen Nasenflügel, man weiß woher das kommt, hat die Praktikanten sicher Monate beschäftigt.

Während wir das Styling der Akteure liebevoll auseinander nehmen, erscheint ein extrem blauäugiger Archainer (Achtung Maske: Kontaktlinsen!) mit der Lizenz für verschiedenste Zukunftsversionen auf der Bildfläche. „Ich bin froh, dass wir nicht in einer der Zukünfte sind, in denen wir explodieren“, bemerkt er trocken, als er mit der J-K-Rasselbande noch einigermaßen pünktlich auf Cap Canaveral landet. Wir sind die einzigen, die das irre lustig finden, warum wohl? Weil wir 1969 schon vorhanden waren? Die Jongliererei mit Zukunftsmöglichkeiten und dem niedlichen pulsierenden Rettungsschirmchen jedenfalls bezieht sich auf die Galaxie am Hals der Katze in »Men in Black« the first. Denn merke: „Galaxien müssen nicht groß sein.“ So drückte man sich um 1997 aus. Heutzutage klingt alles profaner: „Schokomilch lindert Zeitfrakturschmerzen.“ Geht doch auch klar. Wir diskutieren kurz über Zeitsprünge und finden es in Ordnung, dass Barry Sonnenfeld Logiklöcher im Drehbuch einfach so stehen lässt. Wir lachen noch mal über den Aua sagenden Teigfisch beim Asiaten, das Sushi ist alle, der Abspann läuft. Wir amüsieren uns mehr, weil wir klüger sind als die anderen, sagt abschließend der Geschmackspapst. Und ja, Barry Sonnenfeld darf Cowboyhut tragen.
Grit Dora

http://www.men-in-black-3.de