Wer am Ende von »Avengers: Infinity War«, nicht wenigstens eine kleine Träne rausgedrückt hat, bekommt Kinoverbot für alle weiteren Marvelabenteuer! Jetzt müssen wir wieder ein ganzes Jahr warten, um zu erfahren, wie sich der Schlamassel auflöst! Und was hat es eigentlich mit diesem letzten Hilferuf von Nick Fury (Samuel L. Jackson) auf sich? Wer ist denn bitte diese Frau Captain Marvel, die der eifrige Sucher auf dem Weg aus dem Kinosaal natürlich sofort gegoogelt hat? Rein technisch gesehen hätte da nämlich ein Film vor dem „Infinity War“ Aufschluss geben sollen, aber stattdessen wurde der Black Panther vorgestellt. 

Löblich andererseits, dass man sich den ganzen Vorgeschichtenschmus gespart hat und nicht, wie im DC Universum, zum Beispiel die: Wie wurde Bruce zu Batman Geschichte, zum 100. Mal auftischte. Einfach mitten rein ins Gewimmel, wer einen Teil, gerade den letzten Avengers und Guardians of the Galaxy Film, nicht kennt, hat was verpennt. Pech gehabt. Wobei der Kampf um das Ende der (halben) Welt doch recht hurtig kam, der eher schwache Civil War hätte eigentlich noch eine kräftige Schippe „War“ vertragen, bevor man sich angesichts des übermächtigen lila Alienhalbgottes wieder vereint. In der papiernen Comicwelt füllte der innere Zwist ja einige Bände und forderte Opfer.

In der Filmwelt gab es gerade mal einen amüsanten Battle Royal auf dem Leipziger Flughafen. Da finden sich aufregendere Youtube Videos vom Black Friday aus Amerika. Doch nun, zum Halbfinale, haben die Regie-Gebrüder Russo eigentlich alles richtig gemacht. Jeder Charakter, jedes Team hat seinen Platz bekommen, kann altbekanntes, aber auch Neues vorweisen. Gerade die Modekollektion aus dem Hause Tony Stark hat ja ganz neue (An)Züge hervorgebracht. Und nicht zuletzt ist mit Thanos ein Bösewicht im Spiel, dem man eine schlüssige Hintergrundgeschichte geschenkt hat, was ihn um Längen interessanter macht als den belanglosen Steppenwolf im Justice League Abenteuer. Und sein Ziel ist ja auch nicht die plumpe Eroberung, sondern ganz im Gegenteil die Verbesserung des Lebens aller Wesen im All, zumindest der einen, überlebenden Hälfte. Und wer mag ihm da zürnen, während einem der müffelnde Popcornfresser im Kinosessel nebenan oder die blöden Handy-Teenager hinter einem zur Weißglut bringen? Schnipp... und einfach weg.

Leider kam das gesamte Team Thanos sehr CGI lastig daher, da macht das Zugucken beim Draufhauen nur halb soviel Spaß. Doch im neuen Deadpool kann Josh Brolin wieder mehr Mensch sein, selbst mit künstlichem Auge. Im offiziellen Zyklus bleibt uns noch der zweite Ameisenmann für dieses Jahr, dann heißt es erst einmal warten oder Netflixserien gucken.

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