7. Juni 2013

Schluss gemacht ist schnelle ma

Es war mal wieder so weit.
Schluss gemacht ist schnelle ma
Herr Krabbe und ich gingen gemeinsam ins Lichtspieltheater. Dienstauftrag: Matthias Schweighöfer im Rundkino treffen und sich bisgen den »Schlussmacher« angucken. Apropos Rundkino, es ist immer wieder ärgerlich sehen zu müssen, wie der Wessi das Gebäude architektonisch zugewurstet hat. Aber dazu mehr in der Märzausgabe von „Arts & Architecture“. Heute nun betrete ich nach 20 Jahren erstmals wieder den großen Saal des Rundkinos. Herrling!

Mein letzter Film dort war »Jurassic Park«. Am Damenklo steht wie gewohnt eine lange Schlange, als würde es Lizenzschallplatten von Amiga geben. Im Saal prangt, wie heut in Kinos so üblich, fast alles in rot, dass die SED-Kreisleitung ihre reinste Freude dran gehabt hätte. Der Saal füllte sich zusehends, während Herr Krabbe und ich einen verbreiterten Kinositz einnehmen, der eigentlich für verliebte Paare konzipiert ist. Da wir uns aber bereits seit Ende der 70er kennen, haben wir keine Berührungsängste. Im Saal befinden sich mittlerweile gefühlte 96% vor und nachpubertierende Damen weiblichen Geschlechts, die fast ausnahmslos vorfreudig und geschäftig an ihren Smartphones nesteln.

Schnell noch walzt vor uns eine Belegschaft junger Torten mit überhöhtem Bodymaßindex durch die Reihe. Jede einzelne mit einem riesigen Eimer Popcorn und einer XXL-Cola bewaffnet. Ohne viel lästigen Werbeschnickschnack geht’s dann auch schon los, wobei sich gleich zu Beginn ein paar Mankos des Rundkinos bemerkbar machen, die sicherlich auch dem Umstand geschuldet sind, dass Herr Krabbe und ich ganz außen sitzen. Zunächst glaube ich von dem Handy einer vor mir herumtippsenden Maid geblendet zu werden, was sich aber rasch als das gleißende Licht der EU-Genormten Notausgangsbeleuchtung herausstellt.

Die auf 20 Meter gewölbte Leinwand staucht das Bild etwas und die Lichtleistung des Beamers erinnert mich eher an meine jugendlichen Super8-Vorführungen an die dem Kinderzimmerfenster gegenüberliegende Hauswand. Aber egal, der »Schlussmacher« läuft und es dauert auch nicht lang, dass Herr Krabbe und ich herzhaft lachen müssen, welches aber im gackernden Gekicher von rund 800 weiblichen Jungerwachsenen untergeht. Der Film fetzt, hat ein gutes Timing und die Gags sitzen. Nach einer dreiviertel Stunde müssen wir leider den Saal verlassen, da wir mit Herrn Schweighöfer und Herrn Peschel verabredet sind. Der Herr von der B-Zeitung stellt Matthias Schweighöfer gleich zu Beginn die brillante Frage, wie ihm denn Dresden so gefalle. Nachdem wir alle herzlich gelacht haben, begeben wir uns wieder in den Saal, um die Ankunft der Protagonisten journalistisch zu begleiten. Zuvor hatte man noch einen leicht schwuppigen Eintänzer aus der Fischgrillbar engagiert, der die Massen auf das kommende Ereignis mit dem Einstudieren von La-Ola-Wellen einstimmen soll.

Als Matthias Schweighöfer den Saal betritt, quietschen die Mädchen vor Vergnügen. Die anwesenden Dresdner Medienschaffenden schreiben alle gegenseitig ab, als müsste man dringend das pseudo-hippe Wort „Kreischalarm“ im Tal der Ahnungslosen etablieren. Wie schon zuvor in Chemnitz fallen zunächst die Mikros aus. Dann hat aber doch noch Jemand den richtigen Kanal angewählt. Matthias Schweighöfer und Milan Peschel scheinen vorher einen genommen zu haben, Schweighöfer sächselt für meinen Geschmack etwas zu oft, reißt ein paar jugendkompatible Zoten und nimmt Wörter wie Geschlechtsverkehr in den Mund.

Nach sechs Minuten und 33 Sekunden verlassen die ersten Mädels den Saal, um bei der anschließenden Autogrammstunde ganz vorn zu stehen. Die Protagonisten erzählen noch bisschen aus dem Nähkästchen, während ab und an ein „Matthias wir lieben Dich“ oder „ausziehen!“ den Raum durchdringt. Als die kleine Plauderei beendet ist, verlassen auch wir den Saal, gehen noch mal pullern und flüchten vor der Handy blinkenden Teenie-Invasion. Ich bringe Herrn Krabbe noch nach Haus, fühle mich nun leicht unterhopft und hole mir im Späti auf der Görlitzer noch ein paar Vasen. Das Jahr hat wahrhaft gut begonnen! Schöner Abend! Danke Matthias!
Ihr Dr. Kurt Hanuschke

http://www.schlussmacher-derfilm.de