1. November 2023

Da geht es zack auf zack - »Indiana Jones und das Rad des Schicksals«

Unser Indianor Dschons-Experte Ray van Zeschau über Harrison Ford, der mit seinen nunmehr 81 auch mit freiem Opernkörper noch bemerkenswert fit aussieht.
Da geht es zack auf zack - »Indiana Jones und das Rad des Schicksals«

Liebe Freunde des abenteuerlichen Aktionsfilmes! Wie die Zeit wieder dahin rast. Vor exakt 15 Jahren lud mich Herr Krabbe als verifizierten Indianor Dschons-Experten zum Betrachten der vierten Ausgabe der Reihe »Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels« zu den Filmnächten am Elbufer ein. Nun ja, nicht schlecht für nen Diesel, obwohl er noch einmal von Steven Spielberg direktet wurde, doch schon damals erreichte das Werk nicht den Charme und den Schmackes der vorangegangenen Teile, die sich doch bisher immer zu steigern wussten.

Zumindest hatten wir nach den 12 Kristallweizen nen schönen Schädel. Nun bat mich abermals Herr Krabbe Teil V unter die Lupe zu nehmen und mich diesbezüglich zu äußern. Ich muss gestehen, dass ich schon im Vorfeld ein gerüttelt Maß an Argwohn mitbrachte, aber prinzipiell doch immer guten Willens bin, erbrachte Leistungen zu goutieren. Über allem Zweifel erhaben, steht da in erster Linie natürlich Harrison Ford, der mit seinen nunmehr 81 auch mit freiem Opernkörper noch bemerkenswert fit aussieht und ich... aber zum Film. Wir befinden uns im Jahr 1944, die ersten 20 Minuten fetzten erst mal nach althergebrachter Weise. Da geht es zack auf zack, da hängt die Lippe, die Kauleisten werden zerbröselt und da gibt es wieder herrliche Nazis, an denen Guido Knopp seine helle Freude hätte. Der wunderbare Mads Mikkelsen spielt den deutschen Astrophysiker Dr. Jürgen Voller, der an die Figur des SS-Sturmbannführers Arnold Ernst Toht (Ronald Lacey) aus Teil 1 und 3 erinnert und dabei aber auch irgendwie wie Karl Lauterbach aussieht. Dann gibt es plötzlich einen Sprung ins Jahr 1969, ich bin gerade zarte fünf Jahre, Regisseur James Mangold schien plötzlich den Faden verloren zu haben, die Dramaturgin musste sich wohl plötzlich und erwartet in den Urlaub schämen und ich höre “Tell me why” von Bronski Beat in Dauerschleife.

Warum auch immer hat man nun Indy die unangenehm vorlaute und altkluge Patentochter Helena Shaw (Phoebe Waller-Bridge) zur Seite gestellt, die auch gut und gern in einem veganen Berliner Bio-Latte-Laden über die Menopause eines Stammkunden philosophieren könnte. Nichtsdestotrotz folgt auch Part V dem alten Muster, in welchem mehrere Parteien mit lauteren und vor allem unlauteren Absichten irgendeinem Artefakt hinterher jagen, der mit irgendwelchen magischen Kräften ausgestattet ist. Dabei beabsichtigt die unlautere Belegschaft natürlich immer mit Hilfe der artefiziösen Kräfte ihre unlauteren Ziele gegenüber der restlichen herzensguten Menschheit durchzusetzen. Im hier vorliegenden Fall ist Karl Lauterbach... , quatsch, Dr. Jürgen Voller hinter der so genannten Antikythera her, einer astronomischen Uhr, die einst Archimedes in Heimarbeit zusammengebastelt hat und mit der man durch die Zeit reisen könne.

Der Jürgen ist zwar ein Nazi, findet aber die historische Hinterlassenschaft von Adolf Hitler zutiefst stümperhaft und möchte das Ganze mit der Antikythera nach seinen Vorstellungen in richtige Bahnen lenken und nun für die, die den ganzen Zauber noch nicht gesehen haben, halten Sie sich fest, Dr. Emmett L. Brown und Marty McFly lassen heftigst grüßen. Der Jürgen möchte nach München ins Jahr 1939 fliegen, um Adolf Hitler auf dem Prinzregentenplatz zu erschießen, um selbst das Ruder als neuer Führer herumzureißen. Warum man ausgerechnet 1939 da hinfliegen will, wo der Addi doch da überhaupt nicht mehr gemeldet ist, kann man wohl nur durch die im Urlaub befindliche Dramaturgin erklären. Doch damit nicht genug, geht das alles ooch noch schief und man landet inklusive Indiana Jones und die nervige Patentochter irgendwie zwischen den Jahren 214–212 v. Chr. in Syrakus, während der Belagerung der Römer, und wäre das nicht schon alles genug, trifft Indy als im Juni 1922 an der Universität von Chicago promovierter Archäologe auch noch Archimedes.
Wären jetzt noch ein dämlicher T-Rex und ein fernsehturmgroßer Godzilla gekommen, hätte ich den Projektor aus dem Fenster gehauen, A L L T Ä Ä Ä R, das hält doch keener mehr im Kopp aus. Alles geht natürlich hervorragend aus, es menschelt zum Abschluss noch mal heftigst und nu is aber Schluss. Ich zieh trotzdem den Hut und geh erstmal Bier einholen. 

 

Ray van Zeschau (Hutträger seit Angedenken)