13. Januar 2025

Dann eben wieder Hefte lesen

2024 Jahresrückblick – Das Top und Flop Jahr der Comicverfilmungen
Dann eben wieder Hefte lesen

Man nehme: 160 Millionen Dollar (+100 Millionen Werbebudget), einen gefeierten Regisseur, einen prämierten Schauspieler als Hauptdarsteller und eine weltweit beliebte und filmerfahrene Sängerin,... mische das Ganze zu einem Kinofilm als Fortsetzung eines Blockbusters mit über 1 Milliarde Einnahmen und erhalte: den vermeintlichen Flop des Jahres. »Joker: Folie à Deux« (Foto) - Das Musical, das keines sein wollte und die Comicverfilmung, die als Kammerspiel endete. Immerhin hat Todd Phillips es mit seinem Werk geschafft, sowohl die versnobten Kritiker als auch den gemeinen Pöbel im Kinosessel zu verärgern. Filmstudenten können es als Schaubild nutzen, wie man einen Film durch eine seltsame Idee, deren blinde Bewilligung und ein vollkommen ungeschicktes Marketing zum Kassengift macht  -  ab Tag Eins seiner Veröffentlichung. Angeblich sind Menschen scharenweise während der Vorführung aus dem Kinosaal gegangen. Dabei ist der Film gar nicht schlecht. Für sich genommen. Wenn man keine Action, Comicbezüge oder Spannung erwartet.

Wirklicher Mumpitz hingegen war »Madame Web«, eine Figur des Spiderman Universums. Die Geschichte war abstrus, der Aufbau voller Logiklöcher und das Casting kein Glücksgriff. Bereits nach dem ersten Trailer wurde der Film von Comicfans verrissen. Die tatsächlichen Einnahmen von rund 100 Millionen Dollar reichen nicht einmal, um alle Kosten zu decken. 

Ganz ähnlich ging es im August »The Crow« mit Bill Skarsgård in der Hauptrolle. Die erste Verfilmung mit dem beim Dreh verstorbenen Brandon Lee ist seit langem ein Kult und Klassiker des 90er Jahre Kinos. Angeblich wollte man sich nun mehr an die Comicvorlage halten, am Ende ist es aber ein recht belangloser Streifen geworden, der es weder inhaltlich noch mit seinem Soundtrack wie einst 1994 zu etwas Besonderem geschafft hat. 

Ganz besonders doof fanden die meisten Kinofreunde die Computerspielverfilmung »Borderlands«. Immerhin mit Cate Blanchett, Jamie Lee Curtis und Berufsspaßvogel Kevin Hart besetzt, haben hier Casting und Geschichte für leere Spielsäle gesorgt. Selbst mit den nachfolgenden Streamingeinnahmen wurde das rund 145 Millionen-Budget nicht ausgeglichen. 

Viel mehr Freude hatten die Zuschauer offenkundig mit dem dritten Teil der »Venom«-Reihe. Es gab genug Anhänger, um Tom Hardy als Hauptdarsteller, Drehbuchautor und Mitproduzent ein gutes Plus in die Kasse zu spülen. Die Kritiker (mich inklusive) konnte der dritte und (hoffentlich) letzte Aufguss gar nicht überzeugen, aber dem gemeinen Volk schenkte er seichte Unterhaltung und krachende Action. 

Das, noch einmal hoch zehn, lieferte »Deadpool & Wolverine« ab Juli. Für den Schöngeist im popkornmüffelnden Sessel war es einfach zu viel: zu viele blöde Sprüche, zu viel Gekloppe und zu viel Ryan Reynolds. Aber die Groupies lieben ihn und werden sich wahrscheinlich auch im Stream Geld aus der Tasche ziehen lassen, dann die DVD bestellen oder die Blu-ray 4k Steelbox und das Fanpaket deluxe kaufen. Mit einem weltweiten Einspielergebnis von rund 1,7 Milliarden Dollar ist er dann auch der erfolgreichste Film 2024.

Der letzte Versuch der Sony Sparte, nochmal Geld zu verbrennen (wie mit »Madame Web«) kommt im Dezember ins Lichtspielhaus: »Kraven – the Hunter«. Für alle, die keine Lust auf Besinnlichkeit haben vielleicht trotzdem eine Empfehlung.

PS.: Die Enttäuschung des Jahres schlechthin, kommt von Altmeister Francis Ford Coppola. Sein »Megalopolis«, in den 80ern erdacht, in den 90ern schon begonnen und nun endlich verfilmt, konnte gerade mal rund 10 Millionen Dollar einspielen, bei über 100 Millionen Budget, das meiste davon aus eigener Tasche bezahlt. Die Geschichte der comichaften Welt und einem Ensemble mit Adam Driver, Shia LaBeouf, Jon Voight, Aubrey Plaza, Laurence Fishburne und Dustin Hoffman, hatte für allgemeines Kopfschütteln gesorgt. Aber 2025 wird neu gewählt – auch an der Kinokasse! Es bleibt spannend. Wir werden Sie informieren!

Norbert